Wenn man persönliche Erinnerungen wie Videos vor sich abspielen könnte, dann wäre die Geseker Schützenhalle am Sonntag ein großer Filmsaal gewesen. Vor Augen führte diese Erinnerungen der „Tag der Jubilare“, den die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft ins Leben gerufen hat, um diejenigen zu ehren, die dem Verein seit Jahrzehnten treu sind oder vor 60, 50, 40 oder 25 Jahren sogar Majestät waren. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem nun zum zweiten Mal abgesagten Hochfest hat sich die Bruderschaft entschieden, die Jubilarehrungen aus 2020 und 2021 nicht länger aufzuschieben. Denn bei so einem großen Verein kommen so einige Jubilare zusammen: Bei sage und schreibe 172 Personen stand im vergangenen und aktuellen Jahr ein Jubiläum an. Und jeder, der der Einladung am Sonntag folgte, hat seine ganz persönliche Schützenfest-Erinnerung mitgebracht: Der Moment, als der Vogel fiel, das erste Schützenfest als Schütze, das eine Hochfest, wo lebenslange Freundschaften geschlossen wurden und vieles mehr.

Schlagartig versetzt es jeden beim Betreten der Halle in Hochfeststimmung: Viele Schützen sind in Frack gekommen und es ertönen alt bekannte Märsche vom Tambourcorps und der Stadtkapelle, die das Programm musikalisch begleiten. „Horrido!“, schallt es zur Beglückwünschung eines jeden Geehrten durch den Raum. Auch das amtierende Königspaar ist für die Verleihung der Orden gekommen. Und bei „Tochter Zion“ ist auch der letzte wieder im echten Hochfest-Modus – auch, wenn es das richtige Fest in diesem Jahr wieder nicht gegeben hat und der Tag der Jubilare nur stattfinden kann, weil ein Hygienekonzept vorliegt und jeder Gast geimpft, genesen oder getestet sein muss. Emotional tut das der Sache aber keinerlei Abbruch. Vor allem bei den Ansprachen für die Jubilare, bei denen die Vertreter der Hofen, des Vorstandes sowie der Oberst Hans-Georg Dröge tief ins Archiv blickten. Ein besonderes Jubiläum feiern etwa Marietheres Schlottmann und Reinhold Farwer, Königin und Kronkönig vor 60 Jahren. Aus der Geseker Zeitung zitiert Oberst Dröge über das Vogelschießen 1961: „Eine kaum zu ertragene Hitzewelle. Der Festwirt wird dieser aber mit seinen flüssigen Waffen aus dem „Dursthydranten“ Herr. Reinhold Farwer holte mit gerade einmal 18 Jahren (einen Tag nach der Führerscheinprüfung) die Krone vom Vogel.“ „Ein Schützenbruder mit Leidenschaft“, sagt Dröge. Mit dem 340. Schuss fiel der Vogel und machte Ludwig Schlottmann (†) zum König. Es war eines von vielen Vogelschießen, die für alle Beteiligten Geschichte schrieben.

Ein seltenes Jubiläum feierten am Sonntag auch zwei Vorstandsmitglieder: 60 Jahre sind Hans Lappe-Osthege und Anton Cramer in 2020 Teil des Vorstandes gewesen – eine beachtliche Leistung, die am Tag der Jubilare, wie die zahlreichen weiteren Jubiläen, gebührend geehrt wurde.

Ein Bild, das Hochfest-Gefühle aufkommen lässt: Der „Tag der Jubilare“ in der Geseker Schützenhalle.