Sein Dankesbrief richtete sich an die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Geseke. Ihre Mitglieder gehörten zu denen, die die Spätheimkehrer zurück in Deutschland begrüßten.
Warum das so war, hat Thomas Klages ein Jahr lang recherchiert. Die Geschichte der sogenannten Heimkehrerzüge schrieb der Geseker schon einmal für die Heimatblätter nieder. Am kommenden Freitag, 28. Februar, will er sie noch einmal ins Gedächtnis rufen – bei der Generalversammlung des Vereins für Heimatkunde (siehe Infokasten).
Seit dem März 1949 kamen die ersten Transportzüge mit Heimkehrern aus dem Osten im Grenzdurchgangslager Friedland an. Von dort ging es – ebenfalls über die Schiene – in die Entlassungslager im Münster- und Rheinland. Der Weg der Züge führte immer über Paderborn.
Genau hier kommen die Geseker ins Spiel. Nachdem bekannt wurde, dass die ehemaligen Kriegsgefangenen in der Domstadt einen Zwischenstopp machten, entwickelte sich eine regelrechte Willkommenskultur. Kapellen begrüßten die Heimkehrer mit Musik, Paderborner Bürger an den Bahnsteigen reichten Lebensmittel und Geschenke an. Die Aufgabe wurde für die Domstädter aber schnell zu groß – zwischen März 1949 und Frühjahr 1950 rollten immerhin etwa 250 Züge mit 200 000 Menschen an. Begrüßungskomitees aus den umliegenden Kommunen mussten her.
Die Geseker überlegten nicht lange: Am 5. November 1949 machten sie sich zum ersten Mal auf den Weg nach Paderborn. Und sie kamen nicht mit leeren Händen. Die Zementindustrie übernahm die Kosten der Begrüßung. Metzger, Bäcker, Gastwirte und Kaufleute spendeten Lebensmittel. Es gab sogar Alkohol, Zigaretten, Kaffee und Kuchen. Als der Zug einfuhr, sang der MGV Cäcilia „Das ist der Tag des Herrn“, die Stadtkapelle machte mit „Großer Gott, wir loben dich“ weiter. Nach 25 Minuten verließ der Zug wieder den Bahnhof.
In der Zeitung bedankte sich der damalige Stadtdirektor Konrad Pohlmeier bei den vielen Helfern – und bat seine Mitbürger gleichzeitig darum, „das bisher Gebotene noch zu übertreffen“.
Das ließen sich die Sebastianer nicht zwei Mal sagen. Sie beriefen sofort eine erweiterte Vorstandssitzung ein, um das weitere Vorgehen zu planen. In den Tagen, bevor der Zug eintraf, sammelten die Schützen 1293,75 DM – das war viel Geld in der schweren Zeit. Darüber hinaus kamen noch jede Menge Lebens- und Genussmittel zusammen – unter anderem zwölf Flaschen Schnaps und 21 Flaschen Bier.
Am 2. Dezember 1949 war es dann soweit: Um halb eins in der Nacht kam der Zug aus Friedland mit 900 Heimkehrern in Paderborn an. Die Sebastianer standen schon Gewehr bei Fuß – und brachten die Stadtkapelle, das Deutsche Rote Kreuz, die St.-Vinzenz-Schwestern, Pfarrer Balkenhol, den Stadtdirektor und Mitglieder des Rates mit.
Die Bahnsteige waren mit Adventskränzen und Girlanden geschmückt, die Stadtkapelle spielte „In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen“.
Heimat, das war für Heinrich B. Geseke, der überraschenderweise auch in dem Zug saß. Der Hofstaat verteilte Geschenktüten und Blumensträuße an jeden Heimkehrer.
Der Tag hat bei den ehemaligen Kriegsgefangenen einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Als ehemaliger Kriegsgefangener passierte ich in der Nacht […] die Station Paderborn“, erinnert sich zum Beispiel Fritz T. „Hier erlebte ich einen Empfang, den ich mit Worten nicht fassen kann und nicht vergessen werde.“
++++Vortrag++++
Der Vortrag von Thomas Klages schließt sich gegen 20.30 Uhr an die Jahreshauptversammlung des Vereins für Heimatkunde an. Sie findet im Hotel Feldschlösschen statt. Der Vortrag ist für alle Interessierten offen.
Die Heimkehrer – dazu gehörten auch Frauen – wurden in Paderborn frenetisch begrüßt. Foto: Stadtarchiv Paderborn
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