Die Geseker Schützenbruderschaft in der Geseker Zeitung

„Alte Zeitungsartikel neu erzählt“

von: Jan Eiserich

siehe auch den Artikel im Patrioten vom 08.Juni.2021

Schon seit den ersten Tagen des Erscheinens unserer Heimatzeitung, ist die Geseker Schützengesellschaft fester Bestandteil von Berichten und Festbeschreibungen. Da es zu diesem Zeitpunkt nur eine Schützengesellschaft im Geseker „Stadtkern“ gab, wird sie in der Zeitung auch nur als „die Geseker Schützenbruderschaft“ bezeichnet. Der Bürger-Schützenverein Geseke wurde im Jahre 1950 gegründet. Zu Beginn, im Jahre 1892, war ihr Erscheinen auf wenige Tage in der Woche begrenzt und wichtige Informationen aus Stadt, Kreis und Provinz, sowie internationale Nachrichten wurden in den Ausgaben gebündelt.

Diese Zeitungsberichte sind wichtige Quellen und Zeugnisse unseres Vereinslebens und der Menschen in Geseke. Sie beschreiben aus erster Hand, wie damals gefeiert und das Schützenfest begangen wurde. Die Artikel liefern in ihren Beschreibungen interessante Indizien über das Hochfest der Bruderschaft, über Zeiten, als es zum Beispiel noch keine Halle gab und in einem Festzelt, überspannt mit einem Segelleinentuch (1892), gefeiert wurde.

 

Um diese Artikel wieder aufleben zu lassen und die Stimmung und Umstände der Zeit für uns wieder greifbar zu machen, werden wir eine Serie historischer Zeitungsartikel vorstellen, die Einblick in das Schützenfest zu den jeweiligen Jahren bieten.

Beginnen wollen wir mit der ersten Festbeschreibung aus dem Jahr 1892.

Zunächst wird über die besonders gute Feststimmung berichtet, die einigen Schützenbrüdern, sowie der Redaktion der Zeitung einen „schweren Kater“ hinterließ. Beschrieben wird auch der besondere Aufbau des Festzeltes, welches mit dem eben schon erwähnten Tuch überspannt war. Leider sei das Tuch nicht wasserdicht gewesen, was an dem einzigen Regentag des Festes dazu führte, dass es auf die Tanzfläche tropfte. Als Planer dieses „so praktisch eingerichteten Schützenzeltes“ wird der selige Herr Bruns genannt.

Bei dem Schützenfest gab es neben dem üblichen Festablauf gleich mehrere erwähnenswerte Höhepunkte. So wurde der 92 Jahre alte geheime Medizinalrat Dr. Schupmann besonders gewürdigt, da er im Jahre 1832 König der Bruderschaft war. Dr. Adolf Schupmann lebte von 1801-1894 und war Direktor der Geseker Provinzialpflegeanstalt. Durch sein vielseitiges Wirken in der Stadt Geseke, zählt er zu den bekanntesten Bürgern Gesekes im 19. Jhd.

Zeitgeschichtlich interessant ist der nächste Höhepunkt des Festes. So gedachten 18 Kameraden, die an der Schlacht von Königgrätz am 03.07.1866 teilgenommen haben, ihres gefallenen Schützenbruders Wilhelm Lenze. Bei dieser Schlacht war der damalige Schützenkommandeur Hermann Haken Feldwebel der Truppe. Hermann Haken war Inspektor der Geseker Provinzialpflegeanstalt von 1868-1903. Kommandeur der Bruderschaft war er im Zeitraum von 1878-1903. Bei der Schlacht von Königgrätz siegte die Armee Preußens über die Armeen Österreichs und Sachsens. Nach dem Sieg konnte Reichskanzler Bismarck die Vormacht Preußens im Deutschen Bund ausbauen und die „Kleindeutsche Lösung“ durchsetzen. Sie gilt als wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zur Reichsgründung 1871.

Als Abschluss an den Festbericht fügt der Redakteur ein Gedicht aus der „Lippstädter Zeitung“ hinzu, welches seiner Meinung nach gut zu den Geseker Schützen passe. Der Autor des Gedichtes ist leider nicht bekannt.

An die säumigen Schützen

Das muss kein rechter Schütze sein,

Der sich nicht stellt beim Feste ein!

Der, wenn die erste Fahne weht,

mit seiner Frau auf Reisen geht.

O, nein, nein, nein

 

Das muss kein rechter Schütze sein!

Das muss kein rechter Schütze sein,

Der Wasser trinkt statt Feuerwein.

Der alle Tage nüchtern bleibt

Und mit der Mama Kaffee kneipt.

O, nein, nein, nein

 

Das ist kein Schütze wie er muß,

Der, wenn er Geld im Überfluß,

Nicht treulich seiner Brüder denkt

Und eine Mark den Armen schenkt.

O, nein, nein, nein

 

Dass ist kein Schütz nach meinem Sinn,

Der früh schon geht nach Hause hin.

Der gierig, nach Philisterart,

Die Nickel für die Erben spart.

O, nein, nein, nein

Ein rechter Schütz, ein rechter Mann,

Tritt früh schon mit dem Tambour an

Und ladet ihn sein Hauptmann ein,

dann sagt er erst bescheiden „nein!“

So muß er sein, so muß er sein

So muß ein rechter Schütze sein.

 

Doch spricht der Hauptmann:“ Dummes Dier,

Dein Hauptmann der befiehlt es dir“.

Dann sträubt er sich nicht länger mehr

Und dankt ergebenst für die Ehr.

So muß er sein, so muß er sein

So muß ein rechter Schütze sein.

 

Dann stärkt er sich an Fleisch und Wurst

Und trinkt auch tüchtig für den Durst

Und geht nicht eher aus dem Haus

Bis das der letzte Tropfen aus.

So muß er sein, so muß er sein

So muß ein rechter Schütze sein.

 

Ein rechter Schütz ist treu wie Gold,

Und allen seinen Mädchen hold.

Und sieht er einsam wo ein Kind

Flugs holt er sie zum Tanz geschwind.

So muß er sein, so muß er sein

So muß ein rechter Schütze sein.

 

Ein rechter Schütz ist fleis zur Hand,

Wo´s König gilt und Vaterland.

Dann fragt er nicht nach Weib und Kind,

dann steht er fest wo Männer sind.

So muß er sein, so muß er sein

So muß ein rechter Schütze sein.

 

Ein rechter Schütz kennt seine Pflicht

Und drückt sich vor dem Schießen nicht

Und tönt sein Name denkt er stolz

Ich sitze hier im Tannenholz

So muß er sein, so muß er sein

So muß ein rechter Schütze sein.

 

Drum Schützenbrüder allzumal,

Erhebt mit mir den Weinpokal

Und ruft mit mir beim kühlen Wein:

Wir wollen rechte Schützen sein.

Das wollen wir sein.

 

Entnommen: Geseker Zeitung, 05.Juli 1892.

 

 

Am letzten Tag dieses Festes ereignete sich noch ein tragischer Unfall. So wird berichtet, dass ein Geseker Bürger, „der wohl eine harte Schlacht auf dem Schützenplatz geschlagen habe“, versucht hat, seinen Rausch auf der Mauer zur Stiftskirche auszuschlafen. Leider fiel er aus großer Höhe hinunter „und befand sich nicht mehr in dem vermeintlichen Himmelbett auf der Mauer“, er zog sich dabei eine schwere Verletzung am Kopf zu. Diese wurde durch einen herbeigerufenen Arzt versorgt. Wie es genau mit dem Mann weiterging, kann leider nicht mehr nachvollzogen werden.

 

 

Dies war die Zusammenfassung des ersten Festberichtes, welcher in der Geseker Zeitung 1892 erschienen ist. Die folgenden Jahre bieten weitere Einblicke in das Vereinsleben der Geseker Schützengesellschaft, im nächsten Teil unserer Reihe „Alte Zeitungsartikel neu erzählt“ wird es um das Jahr 1896 gehen.