
Wenn schon, denn schon: Die Westhofe führt bei Umzügen stets eine gewaltige Hellebarde mit sich. Fotos: Schützenverein

Das Original von 1907 zog eine Tradition nach sich: Seit 114 Jahren erinnern die Schützen mit ihren Hellebarden an die Erfolgreiche Verteidigung Gesekes gegen Christian von Braunschweig.
Sucht man nach Quellen, welche die Einführung der Hellebarden in den Schützenzug belegen, wird man an zwei Stellen fündig. Die erste Quelle ist ein Artikel der Geseker Zeitung aus dem Jahre 1908. Hier heißt es: „Vom prächtigsten Wetter begünstigt entfaltete sich an allen Tagen in dem Festzuge ein statiöses Bild. Wesentlich wurde dasselbe gehoben durch die zum ersten Male aufgetretenen 24 stämmigen Hellebardiere, deren Hellebarden in anerkennenswerter Weise von der vorjährigen Schützenkönigin, Frau Amtsgerichtsrat Leinemann dem Schützenverein geschenkt wurden.“ Und es gibt noch heute eine sehr greifbare Quelle: Es handelt sich hierbei um die Hellebarde eines Fahnenbegleiters. Auf der Klinge der Hellebarde ist auf lateinischer Sprache ein Spruch geprägt, der übersetzt lautet: „Der Bruderschaft des St. Cyriakus. Richtersfrau Clara Leinemann. Geborene Brockmann aus dem Geschlecht Cramer. Königin derselben Bruderschaft. Königin im Namen des Herrn 1907“. Somit, so Eiserich, kann der Zeitraum der Einführung der „Hellebardierer-Sektion“, wie sie früher genannt wurde, genau auf das Jahr 1907 festgelegt werden.
„Die Stiftungsinschrift weist auf einen der Patrone unserer Bruderschaft, den Hl. Cyriakus, hin. Neben dem Hl. Sebastian, der auch heute im Namen unserer Bruderschaft geführt wird, gab es durch die Jahrhunderte mehrere Schutzpatrone der Bruderschaft“, weiß der Historiker. In der ersten urkundlichen Erwähnung von 1412 sind es der Hl. Sebastian und der Hl. Fabian, unter deren Obhut sich die Geseker Schützen stellen. Sankt Cyriakus und Sankt Petrus, auch als Patrone der Stadt Geseke bekannt, werden in den Insignien des Königs und des Kronkönigs getragen. „Seit der Neuorganisation im Jahre 1947 ist Sankt Sebastian namensgebender Patron unserer Schützenbruderschaft“, fasst Eiserich zusammen.
Problematisch ist die Begründung für die Einführung bzw. für die Schenkung. „Eine eindeutige Überlieferung ist hier leider nicht bekannt.“ Allerdings lässt sich ein Bezug aus dem Jahr der Schenkung 1907 und dem 285-jährigen Jubiläum der Verteidigung Gesekes im Jahr 1622 herstellen. Hier hatten sich besonders die Hellebarden beim Kampf gegen die Truppen des Christians von Braunschweig, oder einfach des „Tollen Christians“, besonders bewährt. Originale dieser Hellebarden kann man heute noch im Hellweg-Museum Geseke betrachten. „Somit lässt sich doch ein klarer Bezug zwischen den Sebastianern und den Hellebarden herstellen, die bis heute als Erinnerung an die glorreiche, ja fast schon mit Mythen behaftete Verteidigung unserer Stadt, getragen werden“, betont der Geseker.
In der heutigen Zeit gibt es allerdings Einschränkungen, was das Führen dieser „Stangenwaffe“ angeht. Sie unterliegt, genau wie der Degen der Offiziere, dem deutschen Waffengesetz. Das Führen ist „aus Gründen der Brauchtumspflege“ im Schützenumzug ist erlaubt. Allerdings werden sie beim traditionellen „Wackelumzug“ aus Sicherheitsgründen nicht mehr mitgenommen.
Um nicht ganz auf die Hellebarden zu verzichten, haben findige Schützenbrüder für Alternativen gesorgt. So findet man bei der Nordhofe eine Kunststoffvariante, die leichter ist als das Original. In der Westhofe findet sich beim Wackelzug eine besonders große Ausführung, die von mehreren Schützenbrüdern getragen werden muss. „Egal in welchem Erscheinungsbild, die Hellebarde gehört einfach zum Sebastianer-Schützenfest dazu.“
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