Eigentlich hätten die Sebastianer Schützen am vergangenen Wochenende ihr Hochfest gefeiert. Doch in diesem Jahr ist eben alles anders. Auf ihre traditionelle Schützenmesse wollte die Bruderschaft dennoch nicht verzichten.

Mit reichlich Abstand füllten sich die Reihen der Stadtkirche mit uniformierten Schützen. Der eine oder andere passte sich sogar mit schwarz-weiß-grüner Mundschutzmaske an die Situation an. Dennoch war die Messe anders als in den vergangenen Jahren. Die Stadtkapelle spielte nicht im Gottesdienst auf, und die Abstände führten die aktuelle Lage vor Augen. „Wir vermissen die ganz normalen Dinge des Lebens“, sagte Pfarrer Rainer Stahlhacke. Nicht nur das Beisammensein würde fehlen, sondern auch Kleinigkeiten wie ein Händedruck oder eine Umarmung. „Ein Virus verändert die Welt.“

Auch die Ehrungen finden in diesem Jahr nicht wie gewohnt statt. Für Schützenbruder und Küster Ulrich Sauer machte der Verein aber eine Ausnahme. „Wir danken dir für deine Unterstützung bei der Vorbereitung der Gottesdienste und deine 25-jährige Mitgliedschaft“, sagte Hauptmann Thorsten Döring. Zum Namenstag gab es dann noch ein kräftiges „Horrido“, das durch die Kirche schallte und fast vergessen ließ, dass die Bänke kaum gefüllt waren.

Die Rede des Obersts, die normalerweise am Ehrenmal gehalten wird, fand in diesem Jahr in der Kirche statt. „Die Welt ist im Wandel“, sagte Oberst Hans-Georg Dröge und wies auf die Herausforderungen der Corona-Krise hin. Viele bangten um den Arbeitsplatz und seien unzufrieden mit der eigenen Lebenssituation. Das würde rechten Gruppierungen eine Plattform bieten und rechtes Gedankengut befördern.

„Ich appelliere an jeden Einzelnen von uns, sich mit seinen größtmöglichen Kräften gegen diese radikale Gesinnung zu stellen“, sagte Dröge und rief dazu auf, sich für eine freie Gesellschaft einzusetzen. Er erinnerte an die Toten der zwei Weltkriege und mahnte zur Besonnenheit. „Ein neuer Egoismus macht sich breit.“ Man müsse aus der Vergangenheit lernen, denn Frieden sei das höchste Gut.

„Wer Frieden will, muss Brücken bauen können“, zitierte Dröge ein Schweizer Sprichwort aus der Nachkriegszeit. Man dürfe nicht die Bündnisse und Vereinigungen aufs Spiel setzen, die in den Nachkriegsjahren mühevoll aufgebaut wurden. „Das sind wir gerade denen schuldig, die ihr Leben dafür gegeben haben.“ Dieser Meinung schienen auch die Gottesdienstbesucher zu sein, wie der Applaus verriet.

Im Anschluss an die Messe legte eine kleine Abordnung rund um Königspaar und Oberst einen Kranz am Ehrenmal nieder. Der Hofstaat hatte sich für das Königspaar etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Im Cabrio ging es durch die Stadt. Immer mit dem Hofstaat als Fahrradkorso im Nacken.

So ganz ohne Umzug geht es doch nicht: . Der Hofstaat überraschte das Sebastianer-Königspaar Sven Wiese und Vivian Apel am Samstag mit einer Cabriofahrt samt Fahrradkorso durch die Stadt Foto: Wapelhorst

Oberst Hans-Georg Dröge (r.) gedachte mit einer kleinen Abordnung der Toten der zwei Weltkriege. Foto: Böhmer

„Wir vermissen die ganz normalen Dinge des Lebens“, sagte Pfarrer Rainer Stahlhacke in der Schützenmesse. Foto: Böhmer