Fünf Männer, ein Allerheiligstes und eine Stille, wie es sie dabei wohl noch nie gegeben hat: Die Geseker Lobeprozession dieses Jahr war einzigartig. Und für die fünf, die dabei waren, unvergesslich.

Kurz nach halb acht ist es am Sonntagmorgen, als Pfarrer Rainer Stahlhacke, Bürgermeister Remco van der Velden, die beiden Oberste Hans-Georg Dröge (Sebastianer) und Daniel Balkenhol (Bürgerschützen) sowie allen voran Küster Ulrich Sauer auf dem Wall an der Lüdischen Straße ankommen. Es ist die zweite Station auf ihrem Weg, den sie pünktlich um sieben an der Stadtkirche begonnen haben.

Ganz still ist es, nur die Vögelchen zwitschern hoch in den Bäumen und hin und wieder läuft ein motivierter Jogger vorbei am kleinen Tischchen mit der altrosa Tischdecke, der Kerze und dem Blumenstrauß. Während der Himmel grau und wolkenbehangen ist und zwischendurch mal nieselt, beginnt Pfarrer Stahlhacke sein Gebet.

Eigentlich predigt er an dieser Stelle, darauf verzichtet er dieses Jahr. 2021 aber wieder, sagt er. Dann erhebt er die Monstranz vom Tisch, streckt das Allerheiligste beim Segen in die drei Richtungen, für die Dreieinigkeit – und als hätte sie darauf gewartet, guckt die Sonne zwischen den Wolken hervor. Wie zauberhaft! Weiter geht’s auf dem Wall.

Wo sonst rund 150 Gläubige (normalerweise ein bisschen später am Morgen) hinter dem Kreuz hermarschieren, Kommunionkinder laut plappern und Messdiener, die vergessen haben, sich die Schuhe zu binden, über Schnürsenkel stolpern, hört man jetzt nur das Knatschen der schwarzen Lederschuhe auf den Steinen – und zwischendurch schnatternde Enten, die Küster, Pfarrer und Gefolge begleiten.

Die Herren dagegen verlieren kein Wort. An der dritten Station, da gedenkt Pfarrer Stahlhacke traditionell in besonderer Weise den Opfern der beiden Weltkriege. Dieses Jahr gedenkt er dazu besonders einer ehemaligen Gesekerin, die dem Virus zum Opfer gefallen ist. Und er betet für jene, die Sorge um ihre Existenz, ihren Arbeitsplatz oder ihren Betrieb haben. „Du bist bei allen“, sagt er. Auch bei denen, die ganz unten sind. Und das ist es, was Pfarrer Stahlhacke an dieser besonderen Lobeprozession schätzt: Dass es zwar so ungewohnt ist, viel anstrengender als sonst und viel zügiger, ein ganz anderer Gang, aber auch so viel intensiver. Mit dem Herrgott zu gehen, sagt er, und ihm die Sorgen und Nöte der Menschen dieser Tage anzutragen. Diese tiefe geistige Dimension. Viel weniger hektisch als sonst. „Das ist was, wovon man den Enkeln noch erzählt“, findet auch Bürgermeister Remco van der Velden, und die Oberste pflichten ihm bei. „Eine einmalige Geschichte.“

Diese einmalige Geschichte endet da, wo sie angefangen hat. In der Stadtkirche, in der Pfarrer Stahlhacke das Allerheiligste wieder in den Tabernakel stellt. Zusammen mit Sauer, van der Velden, Dröge und Balkenhol singt er laut und kräftig „Großer Gott, wir loben dich“. Später in der Messe wird der Lobetag nochmal in den Blick genommen, dann mit ein paar mehr Gläubigen. Wieder mit Aussetzung und dann auch mit den Fahnenabordnungen. Aber nächstes Jahr, hofft Stahlhacke, wird der Lobetag in Geseke wieder ganz normal gefeiert.

Fünf statt 150 Teilnehmer: . Die Geseker Lobeprozession fiel Corona-bedingt diesmal in ganz kleinem Rahmen statt.

Diesmal galt das Gedenken auch einer ehemaligen Gesekerin, die dem Virus zum Opfer gefallen ist.

Fotos: Löseke