Sporck-Lied / Geseker Schützenmarsch

1905 komponierte Heinrich Temme einen Schützenmarsch, in dem er das von Kanonikus Augustin Schmittdiel verfasste „General-Sporck-Lied“ mit einbezog. Seit dem 500. Jubelfest der Sebastianer im Jahre 1913 wird er allgemein als „Geseker Schützenmarsch“ bezeichnet (das Jubiläum hätte eigentlich 1912 stattfinden müssen, wurde aber wegen des Doppeljubiläums 100-Jahrfeier der Befreiungskriege und das 25. Dienstjubiläum des Kaisers und Königs Wilhelm des II. ein Jahr später gefeiert).

 

General-Sporck-Lied

 

Generol Sporck, tärätätätätä, dat was en Reytersmann, tärätätätä.

Haug to Piärd, tärätätätätä, dyen blanken Küraß an, tärätätätä.

Slaug uppen Turk, asse wör’t alst Eysen, deh diän Franzeusen diän Lauppaß weysen,

Gloria Viktoria! Sägten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

As dei Turk, tärätätätätä, bey Sünte Guodhard stund, tärätätätä.

Do reip Sporck, tärätätätätä, Sui do diän Türkenhund, tärätätätä.

Söw mey hilllige Kruiz Saldoten, uss van diän Turk kuggeneiren loten,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

Vür diär Hand, tärätätätätä, hey biede sick eis mol, tärätätätä.

Leiwe Guott: tärätätätätä, Diu höggeste Generol! Tärätätätä.

Läwerlot diu uss diän Turk mol iäwen, dann sast Diu Deynen Spaß erliäwen,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

Un do genk’t, tärätätätätä, dei Spork flaug in dei Schlacht, tärätätätä.

Midden mank, tärätätätätä, un hoggede helsk unsacht, tärätätätä.

Jagede für sik ganze Tröppe, deh asse wören’t Disselnköppe,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

No diär Schlacht, tärätätätätä, dei Kayser räip ne vür, tärätätätä.

Segget mol, Spork , tärätätätätä, wiu sätten jey dat dür, tärätätätä.

Dat dei Turk seu mochte laupen, t‘was durach en gans gewalt’gen Haupen,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

Do trock hei, tärätätätätä, siän Sarraß von diä Seyt, tärätätätä.

Un senk an, tärätätätätä, tä fuchteln dunnersmeyt, tärätätätä.

Sui seu meiken wey datt Verdreywen, danke diän Duiwel nau stohen te bleywen,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

Owwer do, tärätätätätä, mit einem mol oweih, tärätätätä.

Klingelingelink, tärätätätätä, dei Speigel was entzwei, tärätätätä.

Sine Majestät, watt kostet datt Dingen? T’sall jiu keinen Schaden bringen,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

Do peck sick, tärätätätätä, dei Kaiser an diän Bort, tärätätätä.

Käk iähne an, tärätätätätä, un gnuigelde gans aport, tärätätätä.

Maket jey ment, dat dei Turk mott laupen, Speigels dei kann ick mey sölwers kaupen,

Gloria Viktoria! Segten dei Saldoten, dei Sporck is do.

 

 

Das General-Sporck-Lied gehörte und gehört zum Geseker Brauchtum und zeigt den Umgang mit den „Türkenkriegen“ bei der Bevölkerung als Zeitdokument.

Wir distanzieren uns aber grundsätzlich und ausdrücklich von jeder Art der Fremdenfeindlichkeit!

Das Geseker „Lied vom General Sporck“

 

von Dr. Hermann Hinteler

 

(entnommen der Festzeitschrift zum 575-jährigen Jubelfest)

 

 

Der Sieg des kaiserlichen Heeres 1664 bei Mogersdorf (St. Gotthard) über die Türken ist besonders unvergessen. 1841 wurde das so genannte „Weiße Kreuz“ bei Mogersdorf mit eingemeißelter Inschrift in vier Sprachen zur Erinnerung an dieses Ereignis, durch das die Steiermark, das Burgenland und die Residenz Wien vor den Türken gerettet wurden.

 

Im August 1964 wurde aus Anlass der 300-Jahr-Feier oberhalb des Raabtales bei Mogersdorf ein Denkmal eingeweiht. Im Jahre 1964 wurde auch eine Goldmedaille geprägt mit den Bildnissen des Grafen Montecuccoli und des Freiherrn von Sporck als den Männern, denen der Sieg vor 300 Jahren am meisten zu verdanken war. Ist im Delbrücker Land die Überlieferung, so ist es hier in Geseke das plattdeutsche Lied vom General Sporck, das die Erinnerung an ihn wach hält. Text und Weise stammen vom Stiftskanonikus Augustin Schmittdiel, gestorben 1909 in Geseke.

 

Anscheinend allgemein bekannt wurde dieses Lied, als der damalige Geseker Lehrer Heinrich Temme den „Geseker Schützenmarsch“ komponierte. Das Trio dieses Marsches, der zum 500jährigen Jubelfest der Sebastianer (es wurde 1913 ein Jahr zu spät gefeiert) als Parademarsch gespielt wurde, ist das General-Sporck-Lied von Augustin Schmittdiel. Durch den Geseker Schützenmarsch wurde dieses Lied auch in der Umgebung bekannt.

 

Wie es kam, dass dieses Lied so populär in Geseke, dass es sich im Verlauf der Jahrzehnte zu einem Volkslied entwickelte? Was veranlasste Schmittdiel, in seinem Lied den General Sporck zu besingen, der zwar durch die Nachbarschaft zum Delbrück’schen bekannt war, aber nichts sonst mit unserer Stadt zu tun hatte?

 

Zunächst sei daran erinnert, dass um die Jahrhundertwende noch in Geseke allgemein platt gesprochen wurde. So musste auch ein plattdeutsches Lied, zumal mit so zündender Melodie, Anklang finden. Dazu kam der Inhalt des Liedes: Sporck erscheint bis dahin als typischer Westfale, wird als gottesfürchtig, mutig und unkompliziert beschrieben. Vor allem seine aufrechte Haltung dem Kaiser gegenüber, als er versehentlich mit seinem Säbel einen Spiegel zerschlägt, gefiel und gefällt. Die Geseker sahen und sehen in Sporck einen der ihrigen, wenngleich Sporck auch aus Westerloh im benachbarten Delbrück’schen stammt. Dazu kommt seine bäuerliche Herkunft, allerdings aus einem sehr alten Geschlecht.

Johann Sporck wurde am Dreikönigsfest 1600 auf dem Sporckhof zu Westerloh geboren. Sein älterer Bruder war schon Soldat. Johann ließ sich gemeinsam mit Freunden von den bayrischen Dragonern anwerben. 1633 ist er schon Rittmeister, 1639 Oberst und Regimentsführer. Im März 1646 kommt er verwundet in schwedische Gefangenschaft. Durch den Kurfürsten von Bayern ausgelöst, wird er zum Generalwachtmeister in den Freiherrenstand erhoben. 1647 tritt er in kaiserliche Dienste. Ferdinand III ernennt Sporck zum Generalleutnant der österreichischen Kavallerie. Sporck ist jetzt Reichsfreiherr.

 

Seit 1661 kämpft er gegen die Türken. 1664 besiegt er beim Kloster St. Gotthard an der Raab (Mogersdorf) die türkische Reiterei. Er wird in den erblichen Grafenstand erhoben in dem Jahr, als in Geseke das „Dickmannhaus“ erbaut wurde. 1676 nimmt Sporck seinen Abschied, zieht auf seine Güter nach Böhmen, wo er 1679 stirbt, für damalige Zeit in sehr hohem Alter.

Dieser imponierende Lebenslauf kann aber nicht allein der Grund dafür gewesen sein, dass Schmittdiel das Lied vom Sporck dichtete und vertonte. Es wird die Geseker kaum gekümmert haben, wo und wie gegen die Türken gekämpft wurde. Das war weit entfernt. Türkensteuer musste allerdings auch bei uns gezahlt werden. Schmittdiel war nicht nur ein äußerst bescheidener Mann, sondern auch hochgebildet und intelligent.

Es ist bekannt, dass er sich mit der Geseker Geschichte beschäftigte. Viele seiner Gedichte und Balladen (sie erschienen gedruckt unter dem Pseudonym „Faber“), haben Ereignisse aus der Geseker Geschichte zum Inhalt. Und daher wird Kanonikus Schmittdiel auch von den geschichtlichen Bindungen in Westerloh zum Stift Geseke gewusst haben.

Als das Stift Geseke gegründet wurde, statteten Hahold und seine Geschwister es mit Grundbesitz aus, Hahold 10 Hufen, seine beiden Brüder zusammen 5 Hufen, seine Schwester Wichburga (erste Äbtissin) 20 Hufen und 6 „loca“, zu denen „Spurka“ ist der Sporckhof in der Gemeinde Westerloh bei Delbrück.

Von Interesse dürfte es sein, dass das Geseker-Sporck-Lied auch in Österreich bekannt wurde, und zwar durch eine Artikelserie in der Zeitung „Ostland“ im September 1933. Direktor a. D. Heinrich Lott (Wien) schildert darin, dass er als Prokurist auf einem Zementwerk nach Geseke kam, auf Empfehlung des früheren Direktors Heinrich Lentmann in Letmathe. Lott berichtet, dass er außerhalb des Walles wohnte.

 

An seiner Wohnung zogen morgens Schulkinder mit ihren Lehrern zum Turnplatz (Der Turnplatz befand sich damals auf der „Torenbreite“, dort , wo heute das Altenwohnheim, früher Lyzeum, steht.). Und die Kinder sangen ein plattdeutsches Lied, von dem er nur verstehen konnte: „Gloria Viktoria, General Sporck is do“!

Den General Sporck kannte er aus seiner Vaterstadt Fürstenfeld, unweit vom Platz der Türkenschlacht gelegen. Um so erstaunter war er, ein plattdeutsches Lied über diesen Reitergeneral ausgerechnet in Geseke zu hören. Später lernte Lott in Geseke auch Temme kennen, der ihn über das Geseker Sporck-Lied aufklärte.

 

Lott übersetzte das Geseker plattdeutsche Lied ins Schriftdeutsche und brachte es in seine österreichische Heimat. Ob es dort heute noch bekannt ist?

 

Noch vor dem letzten Krieg mussten Schulkinder das Sporcklied auswendig lernen. Wird dieses Volkslied, wie so vieles, langsam vergessen?

 

Immer noch wird es gesungen, so beim Schützenfest und Schnadgang. Damit es alle mitsingen können, wird oben stehend der Text gebracht.

Feldkürass des Johann Graf von Sporcknausgestellt im Wiener Heeresmuseum „dern blanken Küraß an, tärätätätätä“

„Endlich vor Spork. Neben seinem Schimmel ragt der Graf. Sein langes Haar hat den Glanz des Eisens. Der von Langenau hat nicht gefragt. Er erkennt den General, schwingt sich vom Roß und verneigt sich in einer Wolke Staub. Er bringt ein Schreiben mit, das ihn empfehlen soll beim Grafen. Der aber befiehlt: Lies mir den Wisch Und seine Lippen haben sich nicht bewegt. Er braucht sie nicht dazu; sind zum Fluchen gerade gut genug. Was drüber hinaus ist, redet die Rechte. Punktum. Und man sieht es ihr an. Der junge Herr ist längst zu Ende. Er weiß nicht mehr, wo er steht. Der Spork ist vor allem. Sogar der Himmel ist fort. Da sagt Spork, der große General: Cornet Und das ist viel.“ 

Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, von Rainer Maria Rilke

Leider hatte eine Nachfrage nach der Artikel-Serie keinen Erfolg:

 

Von: HGeminiani(AT)stadtdo.de

An: n.sprenger(AT)sankt-sebastianus.de
Kopie: dtoepser(AT)stadtdo.de
Empfangen: Mit 07 Mai 2003 11:11:37 CEST

Betreff: Artikelserie von D. Heinrich Lott (Wien) in der Zeitung Ostland im Sept. 1933

Stadt Dortmund
Institut für Zeitungsforschung

Sehr geehrter Herr Sprenger,

in keiner Ausgabe der Zeitung „Ostland“ im September 1933 konnten wir die gesuchte Artikelserie finden.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrage

Heike Geminiani
Institut für Zeitungsforschung