Glaube, Sitte und Heimat haben sich die Sebastianer – sprichwörtlich – auf die Fahnen geschrieben. Rechtspopulisten versuchen, diese Leitgedanken zu missbrauchen

Geseke Es ist ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus, das der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) kürzlich bei seiner Bundesvertreterversammlung in Langenfeld gesetzt hat. Der Verband bekräftigte dabei nochmals ein Positionspapier aus dem Jahr 2021, das eine Unvereinbarkeit der christlichen Werte der Mitgliedsvereine mit der AfD zum Gegenstand hat.

Auch die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Geseke ist Mitglied im BHDS. Im schriftlichen Interview geben Oberst Hans-Georg Dröge, Major und 2. Brudermeister Karl-Heinz Mimberg und Geschäftsführer Thomas Kayser Auskunft darüber, wie der Geseker Verein mit dem Thema umgeht.

Wie bewerten Sie das Positionspapier des BHDS zur Unvereinbarkeit mit der AfD und anderen rechtsextremen Parteien und Vereinen?

Das Positionspapier stammt bereits aus dem Jahr 2021. Die Grundpfeiler des Schützenwesens „Glaube, Sitte und Heimat“ aus der Satzung des BHDS werden von rechtspopulistischen Gruppen in seinen Definitionen „zurechtgebogen“ und missbraucht, damit sie in das radikale, extremistische Gedankengut passen. Es ist schwer, sich als Bruderschaft in politische Debatten einzubinden.

Der Schutz der freiheitlich demokratischen Grundordnung ist das oberste Ziel. Wir distanzieren uns von jeder Art des Extremismus, Hetze und Anfeindungen. Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft steht seit jeher für Offenheit, Toleranz und Integration.

War auch ein Vertreter der Sebastianer dabei bei der Bundesversammlung in Langenfeld?

Ja, wir waren dort in der Sitzung vertreten.

Wurde dort auch diskutiert über das Positionspapier oder gab es einen großen Konsens?

Diskutiert wurde das Positionspapier bereits 2021 und mit einem sehr großen Konsens verabschiedet. Es wurde noch einmal auf die weiterhin bestehende Gültigkeit hingewiesen. Die Inhalte sind unverändert und aktueller denn je. Die Tendenzen zu einem Rechtsruck in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern ist klar erkennbar. Dem gilt es, sich entgegenzustellen. Als eine der größten Bruderschaften im BHDS sehen wir uns da auch in der Verantwortung, unseren Beitrag zum Erhalt unserer Schützenwerte zu leisten.

Namentlich sind ja in der Regel nur die Funktionäre der AfD, nicht die normalen Mitglieder bekannt. Wissen Sie überhaupt, ob Sebastianer gleichzeitig auch der AfD angehören?

Ob eines unserer Mitglieder gleichzeitig Mitglied in einer Partei ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Es sei denn, das Mitglied geht ganz offen damit um. Wir hätten auch keine Möglichkeit, das zu kontrollieren.

Wie gehen sie damit letztlich praktisch um – auch mit Blick auf bestehende Mitgliedschaften und die Aufnahme neuer Mitglieder?

Unsere Satzung ist hier eindeutig formuliert. Wir fragen politische Haltungen nicht ab und haben das zukünftig auch nicht vor. In unserer Satzung ist der Ehrenrat verankert. Diesem Gremium ist es jederzeit möglich, einzelne Mitglieder auszuschließen, sollten sie nachweislich gegen die Bestimmungen der Satzung in erheblichem Maße verstoßen und der Bruderschaft durch ihr Verhalten massiv schaden.

Der BHDS schreibt in seiner Begründung, dass die AfD auch versuche, die Traditionsvereine mit ihrer Ideologie zu unterwandern – bereits 2020 warnte der Verband davor. Sind solche Versuche auch bei den Sebastianern inzwischen aufgefallen und wie geht der Verein damit um?

Eine Unterwanderung sehen wir nicht. Ich denke, wir sind da gut aufgestellt und beobachten das. Das Thema ist ja nicht neu. Im Nationalsozialismus kam das auch nicht mit einem Schlag, sondern war ein jahrelanger schleichender Prozess, den es gilt, frühestmöglich zu erkennen und aufzuhalten. Eines ist uns aber auch bewusst: mit knapp 2250 Mitgliedern sind wir ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und somit sind vermutlich auch alle politischen Gesinnungen in irgendeiner Form bei uns vertreten.

Um es nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen – die St. Sebastianus Schützenbruderschaft stellt sich gegen jede Form des Extremismus, die der freiheitlichen Grundordnung nicht entspricht.

Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD

Dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) gehören rund 1300 Schützenvereine mit etwa 300 000 Mitgliedern an. Im August 2021 beschloss der Verband, dass die „christlichen Werte der Mitglieder in einer dem BHDS angehörenden Bruderschaft mit der gleichzeitigen Mitgliedschaft in der AfD unvereinbar“ sind. Als christlicher Verband laufen die Ziele und Inhalte des BHDS denen der AfD entgegen, heißt es in der Begründung. Die AfD instrumentalisiere das Christentum für eine Ideologie des Nationalen. Gleichzeitig habe Heimat für Schützen auch eine europäische, friedensstiftende Dimension. „Damit weitet sich der Heimatbegriff der Schützen weit über die lokalen oder nationalstaatlichen Grenzen hinaus auf eine nationen- und staatenübergreifende europäische Verbindung“, so der BHDS. Bei der Bundesvertreterversammlung in Langenfeld ist diese Position jetzt noch einmal nachdrücklich bestätigt worden. Rechtsextreme Parteien könnten für Christen kein Ort politischer Betätigung sein und seien auch nicht wählbar, heißt es in der Stellungnahme des BHDS.