Er war ein Mann des Ausgleichs, er konnte vereinen, verbinden, seine Mitbürger begeistern und motivieren. Gemeinsinn und ein großes Herz prägten sein Handeln und Wirken. Geseke hat in dieser Woche eine große Persönlichkeit verloren. Im Alter von 67 Jahren ist Dr. Friedrich Bergmann unerwartet verstorben.

Geseke Groß ist die Trauer über den Tod des Arztes, Ehrenobersts und Bundesverdienstkreuzträgers nicht nur am Hellweg, bei der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, in der Kirchengemeinde St. Cyriakus, bei der Hospiz Bewegung, sondern auch im benachbarten Lippstadt, wo Bergmann als Onkologe am Evangelischen Krankenhaus großes Leid linderte und im Hospizkreis engagiert war.

Im öffentlichen Leben kannten die Menschen Friedrich, genannt „Friedel“, Bergmann zumeist als fröhlichen, humorvollen und allseits beliebten Vertreter der größten Schützenbruderschaft in der Region. Als Oberst führte er die St.-Sebastianer 18 Jahre lang an. Hinter verschlossenen Türen wirkte Bergmann aber tagtäglich einfühlsam und mit großer Hingabe für die Schwerkranken und die Unheilbaren. Ehrenamtlich und als Palliativmediziner ließ ihn die Hospizarbeit bis zu seinem eigenen Tod nie los. Hauptberuflich kümmerte er sich in der dem EVK angeschlossenen onkologischen Praxis an der Wiedenbrücker Straße in Lippstadt unermüdlich um die Krebspatienten der Region.

Sein Abitur absolvierte Bergmann, Sohn einer Geseker Arzt-Familie, am Gymnasium Antonianum. Dort traf er auf Reinhard Kardinal Marx, den er fortan als guten Freund an seiner Seite wusste. Sein Medizinstudium absolvierte Bergmann ab Mitte der siebziger Jahre in Gießen, Tätigkeiten in Krankenhäusern in Wolfsburg und Bottrop sowie im Gesundheitsdienst der Bezirksregierung Arnsberg schlossen sich an, bevor er ans EVK kam. Über 30 Jahre war er dort tätig, zunächst als Oberarzt, dann als leitender Oberarzt und schließlich mehr als zehn Jahre als Chefarzt der Klinik für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin.

Eng verbunden mit seiner beruflichen Tätigkeit war sein Engagement in der Hospizarbeit. Er war Gründungsmitglied und zwischenzeitlich Vorsitzender des Hospizkreises in Lippstadt. Die Hospiz-Bewegung in Geseke, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, führte er bis zu seinem Tod als Vorsitzender an.

Große Unterstützung erhielt die ehrenamtliche Trauer- und Sterbebegleitung stets auch von den heimischen Schützen. Das Miteinander und Füreinander in der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft war für Friedel Bergmann während seiner 40-jährigen Vorstandstätigkeit ohnehin ein hohes Gut. Kameradschaft und Zusammenhalt lebte der König von 1996 vor. 2002 wurde er zum Oberst und ersten Brudermeister gewählt. In seine Amtszeit fielen das 600-jährige Vereinsjubiläum 2012 und das Bundesfest der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften 2013, aber auch die Schützen-Fahrten zur Amtseinführung von Reinhard Marx als Bischof von Trier 2002, als Erzbischof von München und Freising 2008 oder dessen Kardinalserhebung in Rom 2010 sowie große Umbaumaßnahmen an der vereinseigenen Schützenhalle. Als Vertreter der „historischen Schützen“ engagierte sich Bergmann bis zuletzt im Diözesanverband Paderborn. Hier war er stellvertretender Bundesmeister. Ergreifend und oftmals den Finger in die Wunden dieser Zeit legend, waren seine Reden am Kriegerehrenmal im Rahmen des jährlichen Schützenfestes. Mit der Amtsübergabe an Hans-Georg Dröge ernannten ihn die Sebastianer auf der Generalversammlung 2018 mit lautem Jubel zum Ehrenoberst. Für seine Verdienste im Schützenwesen erhielt er beim Schützenfest 2024 überdies eine der höchsten Auszeichnungen des Bundes: den Goldenen Stern zum Sebastianus-Ehrenkreuz. Dröge beschreibt Bergmann als „guten Ratgeber, Unterstützer, aber vor allem als unglaublich sympathischen, wunderbaren Menschen und Freund“. „Sein unermüdliches Engagement für die Belange unserer Bruderschaft war herausragend“, so der Oberst.

Noch mehr Aufmerksamkeit als die Verleihung des Ehrenkreuzes erlangte 2018 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Landrätin Eva Irrgang überreichte es einem sichtlich gerührten Friedel Bergmann im Namen des Bundespräsidenten.

Anwesend war da auch Pfarrer Rainer Stahlhacke. Für seine Patienten finde Bergmann eine besondere Sprache, aus der die Liebe Gottes spreche, sagte er in seiner Laudatio. Das Leben als Arzt und als Schütze habe Bergmann aus dem tiefen christlichen Glauben gestaltet, befand der Geistliche nun nach seinem Tod. In besonderer Weise war der wie sein Freund Reinhard Marx mit der Stiftskirche St. Cyriakus verbunden. Schon in den siebziger Jahren engagierte er sich bei der umfangreichen Sanierung, 15 Jahre war er später im Pfarrgemeinderat tätig, zuletzt zwölf Jahre auch als Mitglied im Kirchenvorstand. „Er war ein aufmerksamer Zuhörer, feinfühlig für Stimmungen, mit einem ehrlichen Interesse an seinen Mitmenschen“, erklärte Stahlhacke. „Wir verlieren einen Menschen, der uns in der Stadt fehlen wird“, führte er fort.

Dass all der berufliche und ehrenamtliche Einsatz ohne die Unterstützung seiner Ehefrau Christa und seiner Tochter Sarah nie möglich gewesen wäre, machte Bergmann, der in den vergangenen Jahren das Posaune-Spielen in der Stadtkapelle genoss und politisch in der BG aktiv war, stets deutlich.

Bürgermeister Dr. Remco van der Velden würdigte den Verstorbenen als „Vorbild für alle“. In allen Bereichen des Lebens, als Arzt, als Vereinsvorstand, als Freund, als Mensch habe er stets mehr gemacht als er musste, so van der Velden. „Immer für alle dagewesen. Immer das Beste gewollt. Immer das Beste gegeben“, heißt es so trefflich auch in der Traueranzeige seiner Familie.

Die Beerdigung von Friedel Bergmann findet am Samstag, 31. August, statt. Auf das Seelenamt in der Stadtkirche St. Petri (Beginn: 10 Uhr) folgt die Urnenbeisetzung auf dem Geseker Friedhof.