Beim Lobetag am dritten Sonntag nach Ostern danken die Geseker traditionell Gott dafür, dass er die Stadt im April 1622 vor der Eroberung durch den Tollen Christian verschonte. Im Anschluss an ein feierliches Hochamt findet dann eine Prozession rund um den Geseker Wall mit drei Stationen statt – auch am Sonntag zum 400. Lobetag. Dazu hielt Kardinal Reinhard Marx die Festpredigt.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen die Lobetagsprozession in deutlich kleinerem Rahmen stattgefunden hatte, beteiligte sich dieses Mal wieder eine große Zahl Menschen: Stadtvertreter, Politiker, Vereinsabordnungen, Schützen und zahlreiche Geseker Bürger. Als besonderer Gast zum Jubiläum machte Gesekes Ehrenbürger Kardinal Reinhard Marx seine Aufwartung und hielt am Lüdischen Tor vor rund 250 Gläubigen eine Festpredigt.

Gesekes Ehrenbürger schwelgte dabei etwas in Nostalgie, ohne jedoch die aktuelle Situation in der Ukraine aus den Augen zu verlieren. „Vor 60 Jahren habe ich an meiner ersten Lobetagsprozession teilgenommen“, erinnerte sich Marx. „Angespannt, wie man als junger Bursche nun mal ist. Heute gehe ich wieder mit euch allen um den Wall. Es wird immer gesagt: Früher waren mehr Leute dabei. Aber früher kommt nicht wieder. Doch es ist toll, dass ihr alle heute da seid“, so der Münchener Kardinal.

Die Botschaft laute: „Wir sind da und in diesem Jahr findet in Geseke keine Plünderung und Ausbeutung statt. Wir sollten Gott nicht missbrauchen für die eigenen Belange“, so Marx. „Mit Blick auf die Nichteroberung vor 400 Jahren durch den Tollen Christian, könnte man glauben, Geseke habe einen eigenen Gott. Doch das war und ist nicht so. Denn mit Gott macht man keine Geschäfte. Und mit Gott legitimiert man keine Kriege. Damals wie heute. Es geht heute um Gewaltüberwindung. Das Wettrüsten muss infrage gestellt werden und die eigenen Kräfte werden für die Versöhnung gebraucht“, so Marx dringender Apel an die Politiker und Mächtigen dieser Welt.

Marx sah die Lobetagsprozession auch als Demonstration für den Frieden und betonte, dass man nicht nur bis zum nächsten Tag denken solle, sondern auch darüber hinaus an die Kinder und Enkel.

Der Auftrag laute zudem auch Dank zu sagen, denn es sei ein großes Geschenk, das man da ist und lebt. „Es ist eine wahre Zeitenwende aufgebrochen – durch Jesu Christi. Und seine Botschaft lautet auch: Was geschieht im Jetzt mit Blick etwa auf die Armen und mit Blick auf die Gegenwart. Der Lobetag ist eine tolle Gelegenheit, auf das Reich Gottes zu blicken“, so Marx. „Für mich ist das ein gutes Zeichen, hier um unseren Wall zu gehen, auch wenn der Rücken mittlerweile ein wenig zwickt. Und dass wir nicht allein sind, ist das Zeugnis des heutigen Tages“, so Marx in seiner Festpredigt abschließend.

Große Beteiligung zum 400. Lobetag-Jubiläum: Stadtvertreter, Politiker, Vereine, Schützen und zahlreiche Geseker Bürger begleiteten die Prozession rund um den Wall. 

„Gelegenheit auf das Reich Gottes zu blicken“: Kardinal Reinhard Marx hielt die Festpredigt zum Jubiläum.    Fotos: Tuschen