Majestäten 1903
Königspaar: Frl. Haken (Frau Baving) & Wilhelm Bartelsmeier
Kronkönig: Anton Köchling
von li. nach re. stehend: 1. Tierarzt Bertelsmeier, 2. unbek. 3. Julius Wilpers, 4. Karl Rhode, 5. unbek. mitte sitzend: Gastwirt Anton Bertelsmeier, König Wilh. Bertelsmeier, Otto Henke
1903 Die Geseker Zeitung berichtete (gekürzt):
7. Juli . Herr Kaufmann und Wirt Wilhelm Bertelsmeier tat den Königsschuß, welcher Fräulein Elise Haken zur Königin erkor. Herr Schieferdeckermeister Anton Köchling wurde Kronkönig. Einen Glanzpunkt hatte das Fest aufzuweisen: Das 25-jährige Jubiläum des Herrn Inspektor Haken als Schützen-Commandeur. Es war ein feierliches Ereignis, als Herr Hauptmann Wernze am ersten Festtage den Herrn Jubilar mit passenden Worten feierte und ihm die Ehrengeschenke des Bataillons, einen Ehrendegen und eine Medaille, überreichte. Die eigentliche Festrede hielt am zweiten Festtage der Auditeur des Bataillons, Herr Fabrikant Philipp Thoholte, die hier gekürzt wiedergegeben wird:
„Verehrte Festgenossen, Schützenbrüder! Es muß doch ein eigen Ding sein um das Geseker Schützenfest. Wochen vorher wird gestriegelt und geschmiegelt und gebügelt, die Cylinder werden aufgewischt, den weißen Hosen neuer Glanz verliehen. Und die Damen, die ich leider der chronologischen Ordnung wegen hier an zweiter Stelle nennen muß, befinden sich in fieberhafter Aufregung. Manches junge Herz pocht mit schnelleren Schlägen, wenn es an das herrliche Fest und die schmucken Schützen denkt, die nun bald mit klingendem Spiel und im Schmuck der Waffen an dem blumenverzierten Heim der Erkorenen grüßend vorbeimarschieren. Doch nicht nur die jungen Damen, auch diejenigen, denen bereits des Lebens ernste Führung beschieden ist, sehen mit freudiger Spannung dem schönen Fest entgegen. Und sie, die im Laufe des Jahres strenge darauf geachtet haben, daß der Haushalt innerhalb der Ordnungsschranken verwaltet werde, drücken an den Schützenfesttagen ein Auge zu und sorgen für eine besonders gute Tasse Kaffee, wenn der Gemahl in Zickzacklinien dem heimischen Heerd entgegenwankt. Ich denke jeder Schützenbruder weiß diese wohlwollende Gesinnung zu würdigen. Mit einem Worte, die Damen sind die Krone des Festes und der Hort der Gemütlichkeit. So harren denn Alle, lange bevor der Frühling in’s Land zieht, des schönen Festes. Endlich bricht der große Morgen herein. Das Schützenbataillon steht in vollem Wichs auf dem Marktplatze zum Abmarsch bereit.
Verehrte Festgenossen, Schützenbrüder! Ein Mann steht an der Spitze des Bataillons, der seine Erfahrungen in der harten Schule des Krieges gesammelt, und dessen Verdienste der allerhöchste Kriegsherr durch Verleihung der allerhöchsten Auszeichnungen zu würdigen wohl gewußt hat. Ein hoher Orden, das eiserne Kreuz, schmückt seine Brust, ein Orden, der vor anderen der Beweis persönlicher Tüchtigkeit und Tapferkeit ist, um dessen Besitz ihn Mancher beneiden wird. Dieser Mann ist unser allverehrter Herr Inspektor Haken. Seit 25 Jahren steht er an der Spitze des Bataillons. Wohl nur wenigen Kommandeuren mag es im Laufe der Jahrhunderte vergönnt gewesen sein, so lange das Bataillon zu führen. Im Scherz wie im Ernst wußte unser Commandeur stets den richtigen Ton zu finden. Das Schützenbataillon hat es sich deshalb an diesem seinem Ehrentage nicht nehmen lassen, ihm in dankbarer Anerkennung seiner bleibenden Verdienste eine Denkmünze und den Ehrendegen zu überreichen. Die Denkmünze, damit seine Familie bis in die fernsten Zeiten an seine erfolgreiche Wirksamkeit lebendig erinnert werde, den Ehrendegen als Sinnbild der Unerschrockenheit, mit welcher er sein und des ganzen Bataillons Ehrenschild blank und rein erhalten hat. Ein glücklicher Zufall hat es gefügt, daß dem heutigen Jubeltage die rechte Weihe mitverliehen wird. Dem Schützenbataillon ist die Ehre zu Teil geworden, in der Tochter seines allverehrten Jubilar-Commandeurs die diesjährige Schützenkönigin begrüßen zu dürfen. Die Feststimmung, die am heutigen Tage aller Herzen höher schlagen läßt, ist wie wir sehen, bis zur Begeisterung gestiegen. Möge es ihm dann vergönnt sein, wie es ihm gelungen ist, 25 Jahre seines verantwortlichen Amtes zur allgemeinen Zufriedenheit zu walten, noch lange Jahre Führer des Bataillons zu sein. In diesem Sinne bitte ich die verehrten Festgenossen und Schützenbrüder mit mir einzustimmen in den Ruf: Unser allverehrter Schützencommandeur, der Herr Inspektor Haken soll leben hoch!“ Begeistert stimmten die zahlreich anwesenden Festteilnehmer in das Hoch ein, auch wurde die Rede wiederholt mit stürmischen Beifallsrufen unterbrochen. In hellem Jubel umdrängten die Glückwünschenden den vielgeliebten und hochgeschätzten Jubilar. Herr Inspektor Haken, tief ergriffen, dankt in bewegten Worten, mahnt die Schützen zu steter Einigkeit und schließt mit einem Hoch auf das Geseker Schützenbataillon. – Das Fest, welches an allen Tagen von gutem Wetter begünstigt wurde, verlief in musterhafter Ordnung. Frohsinn und eine urgemütliche Stimmung behielten die Herrschaft, und man dachte erst an den Heimweg, als das erste Moraenarauen den neuen Tag ankündigte.