Majestäten 1904

Königspaar: Franziska Schmidt (Schwester Sigismunda) & Bernhard Laame

Kronkönig: Josef Tüllmann

1904 Die Geseker Zeitung berichtete (gekürzt) :

 

28.  Juni. Unser diesjähriges Schützenfest reiht sich den Festen der Vorjahre würdig an. Regen, Regen, sogar Sturm und Donner brachte zwar der Samstag.  Schon vor der üblichen Schützenmesse kleidete sich der Himmel in ein verdächtiges Grau und zeigte tagsüber nur sein trübstes Gesicht. Aber unbekümmert und schneidig marschierte der Zug unter den frischen Klängen nicht den allgewohnten Marschweg, er windet sich durchs stille Gässchen und nimmt Paradeaufstellung ein vor der Wohnung des allbeliebten hochw. Herrn Kanonikus Schmittdiel. Lustig grüßend schmettern die Klänge des neuen „Geseker Schützenmarsches“ zum stillen Heim des verehrten Priesters hinüber,   ihm anzeigend, dass auch der Schützenverein das goldene Jubiläum eines still wirkenden Seelsorgers nicht unbeachtet vorübergehen lässt. Sicherlich hat „unser Herr Kanonikus“ erstaunt aufgehorcht, als die Melodie des von ihm gedichteten und neu komponierten Liedes „General Spork“ im Trio des Marsches wuchtig hervortrat. Nach dieser Ovation marschierte das Bataillon zum Schützenplatz, um den Meisterschuss auf den Vogel zu tun. Der Regen trieb die wackeren Kämpen von Zeit zu Zeit zurück in die sichere Stellung der Schützenhallen. Nachdem die Krone vom Herrn Jos. Tüllmann erobert war, fiel gegen 3 1/2 Uhr von der Hand des Herrn Bernhard Laame der Königsschuss. Zur Königin wurde erwählt Fräulein Franziska Schmidt (Hellweg).

 

Besseres Wetter, viel Besuch und vorzügliche Stimmung brachte der Sonntag. Der Marsch durch die Stadt zum Festplatze war prächtig. Kurz nach Eröffnung der Polonaise ergriff der Auditeur des Schützenbataillons, Herr Amtsgerichtsrat Leinemann, das Wort, um den beiden Schöpfern des „Geseker Schützenmarsches“,  Herrn Kanonikus Schmittdiel und Herrn Lehrer Temme (früher in Geseke), den Dank und die Hochachtung der Geseker Schützengesellschaft auszusprechen. Er führte aus, wie das herrliche, echt volkstümliche Trio („General Spork“) des Marsches aus der Feder eines überall verehrten und hoch geachteten würdigen Mannes hervorgegangen sei, und wie dieses Trio von Wald- und Jagdzauber durchwehten Weisen eines genialen jungen Mannes, dessen kräftige Männlichkeit sich vereinigt habe mit der Erfahrung des würdigen Greises, um dem Geseker Schützenbataillon dies kostbare musikalische Geschenk zu überreichen, umrahmt sei. Ein donnerndes Hoch folgte den begeisterten Worten des Redners. Einige Zeit später ergriff er nochmals das Wort auf die beiden diesjährigen hoch verdienten Jubilare des Bataillons,  Herrn Gastwirt Heinrich Lenze und Herrn Pfeifenfabrikanten Wilhelm Tüllmann, welche das Glück hatten,  ihr fünfzigjähriges Jubiläum als Mitglieder der Schützengesellschaft zu feiern, ein Hoch auszubringen. Nach der Polonaise, bei welcher wir ca. 130 Paare zählten, wurde außer dem Königspaar auch ein Rundtanz den Damen gewährt, welche in anerkennenswerter Weise die herrliche Dekoration des Zeltes mit Girlanden besorgt hatten. Die Stimmung auf dem Festballe an beiden Tagen war die denkbar gemütlichste, und mit Stolz konnte der neue Kommandeur, Herr Fabrikant Thoholte, auf seine Scharen blicken. Seine Umsicht und Energie lassen in ihm schon heute einen würdigen Nachfolger des früheren Kommandeurs, Herrn Insp. Haken, erkennen, der, eine echt soldatische Erscheinung, jahrzehntelang ein beliebter, schneidiger Führer des Geseker Schützenbataillons war.

Nach Aussagen von Festteilnehmern gibt es von den Schützenfesten 1901 und 1904 keine Bilder. Der Fotograf Jos. Fleiter war 1901 bettlägerig und 1904 auf einer Photomesse. Amateurfotografen gab es zu der Zeit nicht in Geseke.