Geseke – Das Pferd aufm Flur – besungen vom Schlager-Duo Klaus und Klaus – kennt fast jeder. Doch was es mit dem Schimmel auffer Halle auf sich hatte, war bis jetzt noch etwas unklar.

Über den Sebastianer-Streich aus dem Jahr 1971 haben wir zuletzt in der Schützenfestbeilage berichtet. Die bis dahin bekannten Fakten: Die Schützenbrüder Paul Bartsch und „Linnewebers Mieze“ (†) ritten in die Schützenhalle ein.

Warum und wieso – geschweige denn, woher das Pferd kam – lag aber im Dunkeln. Vereinsarchivar Jan Eiserich ging aber erfolgreich auf Spurensuche – und wurde unter anderem bei Hans-Josef Niggemeier fündig, der sich noch an den legendären Tag erinnern kann. Seine Geschichte hat Eiserich für unsere Zeitung aufbereitet.

Dass die Begebenheit nicht in Vergessenheit geraten ist, ist demnach auch einem Filmdokument zu verdanken. Zu sehen sind in diesem kurzen Filmausschnitt zwei Sebastianer-Schützenbrüder, die gut gelaunt und von einem Trompeter begleitet die Bürener Straße hoch reiten und ihren Zug durch die Halle fortsetzen.

Nun stellt sich die Frage, wie kam es zu diesem Ritt und wer waren die Schützen auf dem weißen Pferd? „Den ersten Hinweis und die ersten Antworten konnte Hauptmann Karl Gärtner liefern“, so der Vereinsarchivar. Dieser hatte seinen Schwiegervater, den mittlerweile verstorbenen Ehrenoberst Diethelm Hostmann, gefragt, der zumindest die Schützen auf Schuster Rappen identifizieren konnte.

Auf den Zeitzeugen-Aufruf in besagter Sonderbeilage meldeten sich schließlich Annegret und Hans-Josef Niggemeier bei Ehrenhauptmann Charlie Broer, der den Archivar umgehend nach einem Termin für ein Treffen fragte.

Gesagt, getan. An einem Sonntagnachmittag war es dann soweit. Die Truppe traf sich, um die Geschichte vollständig niederzuschreiben und festzuhalten.

Dabei erzählte Hans-Josef Niggemeier die Geschichte schließlich so: Am Schützenfestsamstag des Jahres 1971, nach dem Vogelschießen, entschlossen sich Sternbergs Jupp (Blitz), Lemkes Ferdi, Hans-Josef Niggemeier, Bartsch Paul und Linnewebers Mieze, eine kurze Verschnaufpause vom anstrengenden Schützenfesttreiben einzulegen. Dazu gingen sie zu Linnewebers Mieze zur Ostenfeldmark. Nach der Pause kam der Gedanke auf – der genaue Urheber der Idee ist leider nicht mehr bekannt – „lasst uns doch mit dem Pferd von Mieze losziehen“.

Und so ging die Reise inklusive Pferd los: Erste Station der Tour war der Landgasthof Senger. Dort angekommen, traten die Schützen ein und fragten Hans Senger, ob nicht ihr neuer und etwas schüchterner Schützenbruder mit reinkommen dürfe. Dieser hatte natürlich keine Einwände – ohne zu wissen, was auf ihn zukommt.

Bei dem schüchternen Schützenbruder handelte es sich vielmehr um eine Schützenschwester: Die weiße Stute Ella, die, ohne viel Zeit zu verlieren, das mit Wasser gefüllte Spülbecken bei Sengers austrank.

Nach dieser ersten Pause ging der Tross weiter Richtung Innenstadt. Dort machte er auch bei der Kneipe Henschel Halt. Auch hier war das Gelächter groß – und noch größer wurde es, als sich Fräulein Käthe Voß überreden ließ, auf das Pferd zu steigen. Und auf dem dort entstandenen Bild waren auch die eben genannten Teilnehmer zu sehen.

Doch war die Reise hier immer noch nicht zu Ende: Denn jetzt begann der Teil der Reise, der auch im Film zu sehen ist. An der Kreuzung Hellweg und Bürener Straße setzten sich Bartsch Paul und Linnewebers Mieze kurzerhand selbst auf Ella und ritten unter den Klängen der Trompete von Lehmkes Ferdi Richtung Halle. Sowas hatte es selbst auf dem Sebastianer-Schützenfest noch nicht gegeben.

Vor Aufregung ein
paar Äpfel verloren

In der Halle angekommen, drehte der berittene Tross sogleich eine Ehrenrunde, wobei Ella vor Aufregung ein paar Äpfel verlor, sehr zur Freude der Platzmajore natürlich. Dann hieß es: Fertig werden zum Wackelzug! Doch hier war dann auch die Reise mit dem Schimmel vorbei, da Ella aus Sicherheitsgründen nicht am Umzug teilnehmen durfte. Aber wohin nun mit dem Pferd? Die Sache war für die Schützen klar: Die Zügel von Ella wurden Linnewebers Mieze, ihrem Besitzer, in die Hand gedrückt und der Rest reihte sich ein und ging – wie es sich gehört – den Wackelzug mit.