Sehr geehrte Damen und Herren!
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
unserer Heimatstadt!
liebe Schützenbrüder!
Heute Morgen am Schützenfest-Samstag stehen wir wieder traditionell hier an unserem Geseker Ehrenmal. Wir wollen der Opfer aus zwei großen, verheerenden Weltkriegen gedenken. Wir wollen den Finger mahnend heben und unser Bewusstsein stärken, stets darauf zu achten, dass die Erinnerungen an die Verstorbenen aus Krieg, Gewalt, Unterdrückung und Terror nicht verblassen. Wir wollen verinnerlichen, dass eine so grauenvolle Geschichte sich nicht noch einmal wiederholen darf. Dafür müssen wir alles Erdenkliche tun, was in unserer Macht steht.
In Europa begann der Krieg mit dem von Adolf Hitler befohlenen Überfall auf Polen am 01. September 1939. Bis Mai 1945 waren in diesem global geführten Krieg alle Großmächte des 20. Jahrhunderts involviert. Im 2. Weltkrieg kamen alleine in Deutschland geschätzt fast sieben Millionen Menschen ums Leben, knapp die Hälfte davon unschuldige Zivilisten. In von den Nazis errichteten Konzentrationslagern in Auschwitz, Buchenwald, Dachau, Bergen-Belsen und vielen anderen Orten kamen Millionen Menschen zu Tode. Unvorstellbare Grausamkeiten, unermessliches Leid und sinnloses Morden waren bis zur Befreiung der Konzentrationslager durch die Alliierten im Frühjahr 1945 an der Tagesordnung. Mit der Unterzeichnung der Kapitulation Hitler-Deutschlands am 08. Mai 1945 in Berlin endetet der 2. Weltkrieg in Deutschland. Weltweit hielten die kriegerischen Auseinandersetzungen noch bis September 1945 an.
Die letzten Zeitzeugen können in absehbarer Zeit ihre Erfahrungen leider nicht mehr weitergeben. Unsere bisherige Erinnerungskultur wird sich ändern müssen. Daran müssen wir alle mitwirken.
An der ein oder anderen Stelle liest oder hört man aber oftmals auch Aussagen von Personen aus den Nachkriegsgenerationen wie zum Beispiel: Was habe ich denn damit zu tun? Ich war doch gar nicht dabei! Was kümmert mich das Ganze denn? Lasst mich damit in Ruhe! Das interessiert mich nicht!

Wir können und dürfen uns nicht vor unserer Geschichte wegducken, uns davor verstecken. Vielmehr müssen wir uns permanent hinterfragen, was kann ich persönlich vielleicht im Kleinen dafür tun, Krieg und Leid zu verhindern und für den Frieden einzustehen? Wie kann ich verhindern, dass es wieder zu Schreckensherrschaft, Gräueltaten, Hass, Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt kommt?
Wir leben heute – zum Glück – in einem Rechtsstaat. In einer Demokratie, die sich nach der Befreiung Europas von der Nazi-Herrschaft mit der Zeit in den vergangenen fast acht Jahrzehnten mehr und mehr gefestigt hat. Wir leben in Deutschland in einem Land, das die freiheitlichen Grundrechte achtet. Diese Demokratie gilt es zu festigen. Das sind wir gerade denen schuldig, die ihr Leben dafür gegeben haben. Dafür stehen wir auch heute Morgen hier an unserem Geseker Mahnmal.
Eines unserer Grundrechte ist das Wahlrecht. Vielen Menschen auf dieser Welt ist genau dieses Recht verwehrt. Durch Diktatoren, Despoten, Nazisten oder schlicht weg Egoisten, die Ihr Volk mit aller Macht unterdrücken, um ihre autoritären oder totalitären Staatssysteme zu sichern.
In einem sogenannten Superwahljahr wie wir es in diesem Jahr in Deutschland haben, mit mehreren Landtagswahlen und einer Bundestagswahl hat jeder Einzelne von uns die Möglichkeit und auch die Verpflichtung, mitzuhelfen, unsere demokratischen Freiheiten zu stärken. Dafür gilt es natürlich, sein persönliches Wahlrecht auch wahrzunehmen.
Gerade in einer Zeit aufsteigender Unsicherheit in unserer Gesellschaft, angetrieben sicherlich durch die Zeit der Pandemie und durch vielleicht auch unverständliche Politik, sehen wir uns auch verstärkt mit extremem und radikalem Gedankengut konfrontiert. Gruppierungen und Parteien aus dem rechten Lager schüren die Angst der Menschen, rufen auf zu Hass und Gewalt gegen Andersdenkende. Ich erinnere da nur an den feigen Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Jahr 2019 oder die Angriffe auf Synagogen 2020 in mehreren deutschen Städten.
„(…) ich weiß auch, dass Vertrauen brüchig geworden ist. Antisemitische Angriffe in unserem Land nehmen zu. Diesem Hass und diesem Ressentiment müssen alle widersprechen.“
So Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 70-jährigen Bestehen des Zentralrats der Juden im Juli 2020.
Radikale Parteien rufen im Wahlkampf auf zu einem politischen Rechtsruck in der Gesellschaft. Daher mein Appell an alle: Nutzt Euer Grundrecht und geht wählen. Wählen ist das wertvollste Recht eines jeden Bürgers und zugleich eine moralische Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft.
Demokratie lebt von der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Passivität und die reine Rolle als Zuschauer bringen die Demokratie nicht voran. Vielmehr ist Initiative und die Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger am politischen Geschehen gefragt. Nur so wird die Demokratie in unserem Land auch weiterhin Bestand haben.
Ich möchte schließen mit einem Zitat des deutschen Schriftstellers Horst-Joachim Rahn:
„Die heutige deutsche Demokratie ist es wert, dass wir uns zu ihr bekennen.“
Ich bitte Euch nun, Euch von Euren Plätzen zu erheben und mit mir den Opfern aus Krieg, Gewalt, Unterdrückung und Terror sowie all unserer Verstorbenen zu gedenken.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.
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