Das neue Königspaar Fabian Wienhaus und Anne Heinrich.

Noch einmal präsentierte sich das alte Königspaar Vivian Apel und Sven Wiese den Schützen.

Am frühen Samstagmorgen wurden auf dem neu gestalteten Marktplatz bereits zahlreiche verdiente Schützenbrüder geehrt. Fotos: Kossack/Otten/Tuschen

Oberst Hans-Georg Dröge am Ehrenmal. Foto: Otten

Reinhard Kardinal Marx wird in seiner Heimatstadt begrüßt.

Nach zwei Jahren Corona-Pause feiert die Geseker St. Sebastianus-Schützenbruderschaft endlich wieder ihr Hochfest. Früh morgens traten die Hofen am Samstag auf dem neuen Marktplatz an, um das Fest einzuleiten. Die Königswürde sicherte sich beim Vogelschießen Fabian Wienhaus, der zusammen mut Freundin Anne Heinrich regiert.

Es war das erste Mal, dass sich die Sebastianer auf dem neuen Marktplatz zum Antreten versammelten. 685 Schützen standen hier um kurz vor sieben in Reih und Glied. Und auch wenn das Antreten auf der neuen Fläche vorher nicht geübt werden konnte, klappte alles reibungslos. „Ein herrliches Gefühl endlich wieder nach drei Jahren mit Euch zusammen heute Morgen hier anzutreten“, begrüßte Oberst Hans-Georg Dröge die Schützenbrüder. Auch für Dröge war dieses Jahr eine Premiere, war es doch sein erstes Schützenfest als Oberst der Sebastianer.

In seiner Rede begrüßte Dröge zahlreiche Ehrengäste, darunter auch Vertreter von befreundeten Vereinen aus Haanrade (Niederlande) Salzkotten, Verne, Verlar, Angermund, Rüthen und Erwitte. Auch das noch amtierende Königspaar Sven Wiese und Vivian Apel – die später abgeholt wurden – sowie Kronkönig Peter Hermann und der König vor der Scheibe, Julius Tholl, waren angetreten. Für die Musik sorgten die Tambourkorps Geseke, Störmede, Ehringhausen, Steinhausen sowie die Stadtkapelle Geseke und der Musikverein Frohsinn Verne.

Am Morgen ehrte Oberst Dröge auch schon einige Schützenbrüder, die sich um den Verein verdient gemacht haben. So wurden Norbert Feldmann, Franz-Josef Ebers und Franzl Kayser zum Oberleutnant befördert. Bernd Marx erhielt neben der Beförderung zum Hauptmann auch den Hohen Bruderschaftsorden. Darüber hinaus erhielt Frank Olschewski das Ehrenkreuz des Sports in Bronze.

Das Silberne Verdienstkreuz ging an Heinz Dömer, Fabian Wienhaus, Jan Koch und Alexander Laumeier, zudem wurde Thomas Kayser mit dem Hohen Bruderschaftsorden ausgezeichnet. Das St. Sebastianus Ehrenkreuz wurde Karl Gärtner verliehen, der sich sichtlich gerührt von der Ehrung zeigte. Die St. Sebastianus-Plakette, die Mitglieder des Vereins erhalten, die andernorts den Vogel abschießen, ging an Dennis Brinkhaus, Kai Kahle Sancho Eussen und Leroy van Balkom.

In der Messe verwies Pfarrer Rainer Stahlhacke darauf, dass an diesem Samstag auch „Maria Heimsuchung“ gefeiert werde – ein eher negativ klingender Begriff, der in der Ostkirche besser klinge: Fest der Begegnung. „Das passt zum Schützenfest“, so Stahlhacke. In seiner Predigt griff er das Motto „Glaube, Sitte, Heimat“ auf. „Das sind Prinzipien, die betont, definiert und gestaltet werden müssen, damit sie nicht nur auf der Fahne stehen.“

Heimat müsse gerade in diesen Zeiten, in denen in Europa wieder Menschen von Krieg vertrieben werden und gleichzeitig viele Menschen sehr mobil sein müssen, um ihr Leben zu bestreiten, gestiftet werden. Da nehme der Schützenverein eine wichtige Rolle ein. Sitte, so der Pfarrer, das wende sich gegen die heutige Ellenbogengesellschaft. „Die Schwachen brauchen unseren Schutz.“ Zu guter letzt stellte er fest, dass der Glaube abnehme – auch, weil er in Familien nicht mehr gelebt werde. Stahlhacke forderte die Schützen auf, ihren Glauben „mutig und offen“ zu zeigen. „Schütze sein ist mehr als Feiern, Vogel schießen und marschieren. Es ist eine Lebenseinstellung, das Salz in der Suppe.“

Mit Stahlhacke gemeinsam feierten die Geistlichen Uwe Schläger, Detlef Stock, Thorsten Hasse, Wilfried Schulte, Thomas Zwingmann sowie Norbert Scheckel die Heilige Messe. Die Kollekte in Höhe von 2625,40 Euro – der Verein stockt die Summe auf 4000 Euro auf – geht an zwei Vereine, die Kindern und Jugendlichen helfen: An Horizontas und den Verein Let’s Go mit einer Wohngruppe „Karlsson“ in Geseke.

Nach der Messe geht es für die Sebastianer traditionsgemäß weiter zur Kranzniederlegung am Ehrenmahl. Oberst Dröges Rede steht im Zeichen Russlands Krieg in der Ukraine. Die Welt erlebe einen „erbarmungslos geführten, brutalen, völkerrechtverachtenden Angriffskrieg“, sagt Dröge. Es seien besonders schwere Entscheidungen, denen sich die Politik stellen müsse.

Die Art und Weise, wie sich die Bundesregierung dabei anstelle, kritisiert Dröge scharf. Er spricht von „einzelparteilichen Alleingängen“, „persönlichem Gehabe“ und einer „Aneinanderreihung politischer Peinlichkeiten“. Von den deutschen Politikern fordert er unter anderem „mehr Zielstrebigkeit, Verantwortungsbewusstsein, einen starken Entscheidungswillen.“

Weitere Bilder unter www.derpatriot.de

 

 +++ Vogelschießen-Report ++++ 

Die Sonne strahlt am Himmel, als die Schützen der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft voller Tatendrang am Samstagmittag auf dem Schützenplatz zum Vogelschießen antreten. Tatsächlich müssen sie auch nicht lange warten, bis sich an der Vogelstange etwas tut. Bereits mit Schuss zehn fällt das Fass und auch Zepter und Apfel folgen schnell. Dann wird es spannend – die Krone möchte sich nämlich nicht so recht von dem Holzvogel trennen. Mehrere Schüsse streifen die gelbe Krone, doch der Erfolg lässt bis zum 41. Schuss auf sich warten. Der 21-jährige Finn Claassen ist es schließlich, der den Vogel seiner Kopfbedeckung entledigt. Das muss gefeiert werden – nach einer kurzem Pause geht es auf dem Schützenplatz dann ans Eingemachte. Wer wird den Vogel von der Stange holen? Nicht mehr viele Aspiranten sind verblieben – bis sich Fabian Wienhaus schließlich, mit dem 214. Schuss, gegen seine Mitbewerber durchsetzt. Für den 29-jährigen und seine Königin Anne Heinrich heißt es dann nur noch feiern.