„Johannes bühr dien Briunen up, hei liggt im Stall und kann nit up.“ So viel Plattdeutsch sollte eigentlich jeder Sebastianer verstehen. Denn der Spruch gehört zu einem Heimattanz, den die Schützenbruderschaft seit jeher pflegt. „Drei alte Heimattänze geben dem Schützenfest eine besondere Note“, beschreibt es der Verein auf seiner Internetseite. „Tampete“, „Kegel“ und „Ecossaise“ heißen die Tänze, die so gar nichts mit Wiener Walzer oder Disco-Fox zu tun haben.

Tanzunterricht gehört ja eigentlich zur Grundausbildung eines Heranwachsenden. Körperspannung, Schwung, Ausdruck und das sichere Setzen der Füße kann auf keinen Fall schaden, wenn sich das nächste Sebastianer-Hochfest nähert. Aber so viel Spaß es macht, mit der Herzallerliebsten (oder die es noch werden soll) einige Kreise auf dem Parkett zu drehen, so haben doch die Standardtänze den Nachteil, dass es sich von Cha-Cha-Cha bis Quickstepp um Paartänze handelt. Da ist es eine willkommene Abwechslung, wenn das Schema einmal aufgebrochen werden kann.

Damit die Heimattänze auch klappen, laden die Sebastianer stets kurz vor dem Hochfest ein, unter den wachsamen Augen von Tanzlehrer Andreas Tillmann die Tänze zu üben. Schließlich funktionieren Gruppentänze über zahlreiche Platzwechsel und da fällt es sogleich auf, wenn plötzlich ein Tänzer irrtümlich die falsche Richtung einschlägt. Und um ganz sicherzugehen, gibt es auf der Internetseite der Sebastianer für alle drei Tänze das richtige Schema, das die jeweilige Aufstellung und die erforderlichen Bewegungen genau erklärt.

Die Geseker Eccosaise ist eine Art getanztes Defilee, bei dem sich die Damen und Herren in langen Reihen gegenüberstehen und je ein Herr mit zwei Damen längs durch die Reihen geht. „Den hat Oberst Feldmann seinerzeit wiederbelebt“, blickt Markus Smolin zurück, der als Mitglied der Ostwestfälischen Volkstanzkreis Geseke etwas von diesen Tänzen versteht. Aber so richtig etabliert hat er sich noch nicht. Ganz anders ist die Tampete, bei der vier Paare gegenüber Aufstellung nehmen und einander umtanzen – mit vielen Platzwechseln und Drehungen. „Dann ist Jung und Alt auf der Tanzfläche“, weiß Smolin. Man begegnet dabei ganz vielen weiteren Gästen. Darum sagt kein Schützenfestbesucher, er gehe um Mitternacht, sondern frühestens „nach der Tampete“.

Bei der Kegelquadrille umringen vier Tanzpaare einen in der Mitte stehenden Herrn, dem Kegel. „Der lässt sich auch wunderbar im Garten tanzen“, empfiehlt Smolin. Man braucht ganz Corona-konform zehn Personen: Acht Tänzer, einen Kegel und einen, der die Musik macht. An einer Stelle umringen die Tänzerinnen ihren Kegel – und das ist der Moment, bei dem die Damen auf den Rücken des Kegels klopfen und singen: „Johannes bühr dien Briunen up, hei liggt im Stall und kann nit up.“

 

Die Heimattänze sind einer der vielen Schützenfest-Höhepunkte. Archivfoto: B. Sauerland