Ändern wird sich nach Ansicht des Kreis-Oberst aber schon einiges auf den heimischen Festplätzen. „Die Hygieneanfordeurngen werden höher – ebenso die Hygieneansprüche der Besucher“, mutmaßt er. „Das geht beim Gläser-Spülen los und reicht bis zur Verpflegung an der Bratwurstbude. Da werden neue Vorschriften auf uns zu kommen“, so Westermann. Ob schon 2021? Der Langeneicker ist skeptisch. „Die allgemeine Stimmung im Kreisschützenbund ist so, dass zumindest im ersten Halbjahr keine Feste stattfinden. Und auch im zweiten Halbjahr wird es schwierig. Meine große Hoffnung ist, dass wir 2022 wieder richtig feiern.“ Entscheidend ist für Westermann so oder so die Impfquote. „Aktuell geht es beim Impfen nicht voran. Ohne entsprechend hohe Quote kommen die Besucher auch nicht zum Schützenfest. Gerade ältere Menschen werden das Risiko nicht eingehen“, so Westermann. Bis die Gefahr weicht, setzt der Kreisoberst weiter auf „ideenreiche und Corona-konforme Schützenfest-Alternativen der Vereine, „Die Schützen werden sich auf jeden Fall im Sommer in den jeweiligen Orten bemerkbar machen.“
Die Hygienestandards, da ist sich Köster sicher, werden auf den Festplätzen deutlich steigen. Er erwartet eine andere Toiletten-Hygiene: keine engen Räume, keine so genannten Pinkelrinnen mehr, dafür warmes Wasser, Flüssigseife, Desinfektion und eine größere Würdigung des Reinigungspersonals. Zudem wird sich die Glasspültechnik ändern. „Kurz das Glas durchs alte Wasser ziehen wird sich kein Kunde mehr bieten lassen“, glaubt er. Reinigungsmaschinen, in denen die Gläser bei 90 Grad durchgespült werden, sind die Zukunft. Köster setzt diese schon seit fünf Jahren ein. Flaschenbier wird überdies gefragter. Das sei auch ohne Corona ein Trend, so Köster.
Weitkemper glaubt fest daran, dass Schützenfeste wieder sein werden wie vor Corona: „Die Frage ist nur wann.“ An ein Fest, wie die Kurort-Schützen es noch 2019 feierten, glaube er derzeit nicht: „Wir hoffen, dass wir es im Jahr 2022 wieder in gewohnter Form feiern können.“
Andere Maßnahmen sind da wahrscheinlicher: Dröge nennt etwa das vermehrte Achten auf Hygiene – zum Beispiel in Form von Desinfektionsmittelspendern, dem Spülen von Gläsern, dem Betrieb von Imbissbuden oder der Sauberkeit der Toilettenanlagen. Auch seitens der Ordnungs- und Gesundheitsbehörden werde es entsprechende Auflagen geben. „Wie die genau aussehen, kann momentan noch keiner sagen. Daher ist es sicherlich noch zu früh, konkrete Maßnahmen zu planen“, sagt er.
Wird es denn nie mehr wie vorher? Der Sebastianer-Oberst bleibt optimistisch: „Da werden wir sicherlich wieder hin kommen. Allerdings nicht in den nächsten Jahren.“ Corona werde gerade bei Großveranstaltungen seine Spuren hinterlassen.
Ein Schützenfest noch in diesem Sommer? „So gerne wir alle unser Hochfest feiern möchten, so sehr müssen wir auch realistisch bleiben“, sagt Dröge. „Auch bei derzeit sinkenden Inzidenzzahlen denke ich, werden wir diesen Sommer noch keine Großveranstaltungen erleben.“ Hier stehe die Vernunft und vor allem die Gesundheit aller im Vordergrund. „Gedanklich muss man sich also auch schon mit 2022 beschäftigen.“
Lips geht davon aus, dass die Feste dennoch irgendwann so wie bisher gefeiert werden. „Schützenvereine und Bruderschaften gründen sich auf größtenteils Jahrhunderte alten Fundamenten. Sie haben Kriege, Diktaturen, wechselnde Regierungen, technischen Fortschritt und auch Pandemien überstanden und überdauert und auch Corona wird diese Fundamente nicht zerstören.“ Jedoch glaubt er, dass erst ab 2022 wieder richtig gefeiert werden kann. „Ich sehe da immer ein wenig Parallelen zur Bundesliga. So lange hier nicht Spiele mit adäquater Zuschauerzahl von mindestens 20 Prozent der Kapazitäten in den Stadien erlaubt seien werden, brauchen wir uns über die Durchführung von Volksfesten sicherlich wenig Hoffnung zu machen.“
Unvorstellbar oder gar nicht so abwegig? Unsere Illustratorin Marina Woitek hat sich Gedanken über Schützenfest unter Corona-Vorzeichen gemacht. Heimische Hochfest-Experten beziehen Stellung und blicken voraus.
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