Ein Bild von der Versprechenserneuerung 2014: König Frank Olschewski, in dem Jahr amtierender Diözesankönig Paderborn, und 1. Brudermeister Dr. Friedrich Bergmann erneuern stellvertretend für die gesamte Bruderschaft das Bruderschaftsversprechen.  Foto: Hans-Peter Busch

Am 20 Januar wird das Fest des Hl. Sebastian in der Kirche gefeiert. Als dem Schutzpatron der Geseker St. Sebastianus-Bruderschaft wird ihm in jedem Jahr um dieses Datum herum ein Festhochamt gewidmet. Alle Schützenbrüder und ihre Familien werden zu diesem Hochamt eingeladen. Klar, dass diese Festmesse 2022 ausfallen musste – Corona! Jetzt im April soll die kirchliche Feier nachgeholt werden, Anlass genug, über die Ursprünge zu berichten.

Vor dem Präses als Zelebrant der hl. Messe geloben der König und der 1. Brudermeister bei gesenkter Fahne, die Prinzipien und Satzung der Bruderschaft treu zu bewahren, während alle Schützen die Worte des Gelöbnisses nachsprechen:

„Ich erneuere vor Gott mein Versprechen, einen christlichen Lebenswandel zu führen, die Satzung unserer Bruderschaft treu zu erfüllen, für Glaube, Sitte, Heimat und gegenseitige Hilfsbereitschaft – besonders in unserer Stadt Geseke Nach bestem Können einzustehen. Dazu helfe mir Gottu nd unsere Schutzheiligen.“

Alle Offiziere und Mitglieder des Vorstandes treten zum Gottesdienst in voller Uniform ohne Zylinder, ohne Handschuhe und ohne Degen an. Vor der Messe wird einheitlich eine Rose für jeden verteilt. Die Fähnriche tragen Zylinder ohne Eichenlaub und ihre Lederhandschuhe. Die Lesung hält der Oberst, die Fürbitten werden vom Major vorgetragen. Hier werden die Namen der im vergangenen Jahr verstorbenen Schützenbrüder verlesen, sowie aller verstorbener Angehörigen und Freunde gedacht.

Doch aus welchem Grund ist diese Form des Patronatsfestes entstanden? Wir müssen dazu zurück in das Jahr 1613. In diesem Jahr konnten die Schützen ihr gewohntes Fest im Rathaus und auf dem Markt nicht feiern. Die „schreckliche Pestilenz“ verbot ein fröhliches Fest. Deshalb verabredeten die Schützen, an dessen Stelle wenigstens kurz zusammenzukommen, um das Versprechen auf gegenseitige Treue und ein Füreinander-Einstehen zu erneuern und zu bekräftigen. Auch in den folgenden Jahren, der dreißigjährige Krieg tobte, war oft keine Gelegenheit zu einer gemeinsamen fröhlichen Feier, ja des öfteren mussten die Bürgermeister sogar ein Verbot aussprechen. Dass die Schützen dieses Verbot manchmal verwässerten oder sogar ganz umgingen, sei nur am Rand vermerkt. Geblieben ist aber die Zusammenkunft abseits des Schützenfestes und die Erneuerung des gegenseitigen Versprechens auf Treue und Zusammenhalt.

Ein weiteres Ereignis ist in diesem Zusammenhang für die Traditionsbildung wichtig geworden: Vor genau 400 Jahren wurde die Stadt Geseke vom „Tollen Christian“, dem Söldnerführer Christian von Braunschweig, belagert. Die Stadt wurde von kaiserlichen Truppen, aber auch von der gesamten Bürgerschaft, heldenhaft verteidigt, so dass Christian erfolglos die Belagerung abbrechen musste. An der Spitze der Bürgerschaft bewährte sich die Schützenbruderschaft auf den Mauern der Stadt. Der erhaltene Bericht des Stadtschreibers spricht davon, dass das Fähnlein der Schützen dabei völlig zerschossen wurde, so dass man eine neue Fahne beschaffen musste. Dabei wurde aber bekräftigt, dass man die alte Fahne in Ehren halten wolle. Wundert es da, dass bis heute das Bruderschaftsversprechen bei der gesenkten Schützenfahne erneuert wird? Epidemien, Naturkatastrophen, Einschränkungen des „normalen“ Lebens, ja sogar Kriegsgeschehen sind Teil unseres Lebens geworden, waren es aber auch immer wieder in der langen Geschichte des Rheinisch-Westfälischen Schützenwesens. Bisher haben sich die Bruderschaften immer wieder „aufgerappelt“, das sollte uns jetzt auch wieder gelingen.

Der Autor dieser Zeilen ist sich sicher, dass auch in anderen Bruderschaften ähnliche Bräuche und Traditionen wie die hier beispielhaft geschilderten gelebt werden. Eine entsprechende Info dazu würde mich freuen.        Hans Peter Busch (hans-peter.busch@gmx.de)