Die 500-Jahrfeier der Schützengesellschaft im Jubiläumsjahr 1913

Die Feier war das Jubiläum der ersten schriftlichen Erwähnung der Geseker Schützengesellschaft im Jahre 1412. Somit hätte die Feier eigentlich im Jahre 1912 stattfinden müssen. Dass sie erst 1913 war, hatte seinen Grund. Im Jahre 1912 und auch schon 1911 plante man in Deutschland allerorts Feiern für das bevorstehende Doppeljubiläum im Jahre 1913: die Hundertjahrfeier der Befreiungskriege und das 25-jährige Dienstjubiläum des Kaisers und Königs Wilhelm des I. Auch in Geseke war die politische Begeisterung groß und so entschloss sich die Schützengesellschaft, ihre 500-Jahrfeier in das Jubiläumsjahr zu verlegen.

 

Die Stadtverwaltung wollte aber außerdem noch einen Beitrag zu den beiden Reichsjubiläen leisten. Der Bürgermeister Dissen wandte sich deshalb mit einem Schreiben an den Apotheker Dr. Jehn, ein ruhiges Mitglied des Stadtrates, um Vorschlage mit folgendem Text:

 

„Geseke, den 16. Januar 1913. Bekanntlich feiern wir im Jahre 1913 zwei Jubiläen, nämlich die Hundertjahrfeier der Befreiungskriege und das 25-jährige Jubiläum unseres Kaisers und Königs. Alle Städte rüsten sich zu diesem Jubiläum, irgendeine Stiftung ins Leben zu rufen. Auch wir dürfen nicht zurückstehen. Sie würden mich daher zu Dank pflichten, wenn Sie mir mitteilen würden, auf welche Weise die Gemeinde ihre Teilnahme an der patriotischen Feier bekunden könnte. Als langjähriges Mitglied unseres Stadtverordnetenkollegiums werden Sie das Beste treffen, welches wir den städtischen Körperschaften zur Anlage empfehlen konnten. Die vom Herrn Regierungspräsidenten gegebene Anregung gestatte ich mir in der (Anlage) anliegenden Akte um geneigte Kenntnisnahme und Rückgabe nach gemachtem Gebrauch beizulegen. Dissen, an Herrn Apothekenbesitzer Dr. Jehn, hierselbst.“

 

Dr. Jehn beantwortete das Schreiben am 19.01.1913, indem er zwei Vorschläge machte, die folgend gekürzt im Wortlaut wiedergegeben sind:

 

„Es wäre zunächst festzuhalten, dass das was geschaffen wird den Bürgern unserer Stadt neben der Erinnerung an die große Zeit, welche verherrlicht werden soll, und an eine segensreiche Regierung unseres Kaisers auch einen ästhetischen Genuss bereiten und sichern muss.“

 

„In erster Linie käme da in Frage die Schaffung eines Kaiser-Wilhelm-Hains. Ein geeignetes Terrain hierzu würde sich bieten in dem in Besitz von L. Amelunxen befindlichen Weinberge. Dies ist zur Zeit total verödet und verwüstet und ist vermutlich billig zu erwerben …“

 

„In zweiter Linie konnte man denken an den Wiederaufbau des Hexenturmes. Von der Zinne des Turmes wurde man einen sehr schönen Rundblick haben.“

 

„Die Bitte des Rektors der Münster’schen Universität dürfte für unsere Verhältnisse, zumal wir selbst ein Krankenhaus geschaffen haben, wohl etwas zu starke Anforderungen stellen.“ (Geseke sollte sich in Anbetracht des Doppeljubiläums mit einer größeren Summe an einer Krebsforschungsstiftung beteiligen.)“

 

Aus alledem wurde nichts. Aber Geseke feierte drei Jubiläen: das 25-jährige Kaiser-Wilhelm-Jubiläum, das 100-jährige Befreiungsjubiläum und das 500-jährige Jubiläum der Geseker Schützengesellschaft mit einem prächtigen historischen Umzug, der, damals etwas Besonderes, gefilmt wurde. Der Film befindet sich in Verwahr der Gesellschaft.

 

Quelle: Brief von Dr. Jehn aus dem Nachlass v. Anton Engels) entnommen: Geseker Album, Band IV