Die Vergangenheit feiern und sich auf die Zukunft freuen – das hat die Stadtkapelle Geseke mit ihrem „Highlight“-Konzert am Wochenende getan. Vor allem eine Person wurde dabei besonders geehrt: Dirigent Hans Volmer, der seinen Taktstock nach fast 50 Jahren in jüngere Hände gibt.

Laura Bertermann

Von Beethoven zu Westernklängen, über Seemanns-Melancholie zur Filmmusik von „Jurassic Park“, die Kapelle entführte mit pompösen wie emotionalen Klängen in fremde Welten und andere Orte. Manchmal wird im Publikum laut im Takt geklatscht, manchmal ganz andächtig zugehört. Ohne Frage hatte jeder Anwesende ein persönliches Highlight im Verlauf des Abends.

Ganz besonders emotional und feierlich war es jedoch für Hans Volmer selbst – sowie für seinen Nachfolger Johannes Meier. Nach einem halben Jahrhundert der Leitung des Orchesters gab Volmer seinen Dirigentenstab ab. „Jetzt sitze ich wieder mit der Tuba in der letzten Reihe“, sagte er lachend. Selbstverständlich blieb dieses Lebenswerk nicht ohne eine Minute der Wertschätzung.

Ahnungslos sprach Volmer in sein plötzlich nicht mehr funktionierendes Mikrofon. Das hatte der Vorsitzende Sebastian Sickmann zuvor abstellen lassen, denn es folgte ein Ehrung- und Dankesreigen – und zwar bei einer moderierten und unterhaltsamen Talkrunde mit langjährigen Weggefährten. Hans Volmers Brüder Martin und Ulrich, sowie seine einstigen Schüler Robert Mattenklotz und Meinolf Rotgeri erzählten Anekdoten vom Europa-Schützenfest, von Proben im Keller und sinnierten über die Anzahl von Volmers Anzügen. Sie alle kamen zu dem Schluss, dass ihr Dirigent einfach ein „Händchen für eine einmalige Atmosphäre hat“.

Das zeigte er auch an diesem Abend. Großen Spaß hatte der Dirigent selbst bei „Unter dem Sternenbanner“, dem Nationalmarsch der USA. Mit dem „Moment for Morricone“, klassischer Western-Filmmusik, meinte man fast, die Pferde durch den Festsaal des Gymnasiums galoppieren zu hören. Richtig emotional wurde es bei einem Überraschungsstück seiner Musiker, das er sich zusammen mit seiner Ehefrau Helga Volmer von einem Sofa aus anhören durfte: Mit „My Way“, dirigiert von der zweiten Dirigentin Sophia Müller und bekannt geworden durch Frank Sinatra, hätte ein Abschied nicht würdiger sein können. Das Sahnehäubchen war dann sicherlich noch die Übergabe der Josef-Decker-Ehrenmedaille des Volksmusikerbundes an Hans Volmer (s. Infobox).

Auf Abschied folgt Neuanfang: Dem Publikum stellte sich an diesem Abend der neue Dirigent der Stadtkapelle, Johannes Meier, vor – und zwar musikalisch, mit einem Medley des deutschen Filmkomponisten Hans Zimmer. Zum Schluss schossen noch die Konfetti-Kanonen beim gleichnamigen „Konfetti-Marsch“, der alle drei Dirigenten noch einmal zusammen auf das Podest holte.

Seltene Ehrung: Josef-Decker-Ehrenmedaille verliehen

Hans Volmer leitete knapp 50 Jahre lang musikalisch als Dirigent die Stadtkapelle – die sich von einer Handvoll Musiker zu einem großen Orchester entwickelte. Auf Tanzmusik und Co. folgte das Frühlingskonzert, das erstmals 1979 zum 60. Geburtstag der Stadtkapelle aufgeführt wurde, damals schon dirigiert von Hans Volmer. Auch ihr Wachstum hat die Kapelle Volmer und seiner Jugendarbeit zu verdanken, wie der Vorsitzende Sebastian Sickmann erklärte. Nicht nur, dass Volmer alle in der Kapelle vorhandenen Instrumente selbst spielen kann, er unterrichtete sie über Jahrzehnte, zunächst noch im Keller des Elternhauses. Über Jahre war er zudem Leiter der Musikschule. Für seine Verdienste erhielt er überraschend die Josef-Decker-Ehrenmedaille des Volksmusikerbunds NRW (VMB), die nur einmal im Jahr, höchstens an zwei Persönlichkeiten, für herausragende Leistungen vergeben wird. Zur Übergabe kam das VMB-Präsidium in die Hellwegstadt.

Hans Volmer verabschiedete sich nach fast 50 Jahren vom Publikum, bleibt der Kapelle aber als Musiker erhalten. Seinen Nachfolger Johannes Meier (M.) stellte der Vorsitzende Sebastian Sickmann (r.) vor. Fotos: Bertermann