Alle drei Jahre wird es nass bei den Geseker Sebastianern – zumindest für die neuen Offiziere. Die werden nämlich am Festmontag getauft und sind dann nass bis auf die Unterhose. Woher der Brauch kommt? Wir haben bei der Bruderschaft nachgefragt.

Wer wasserscheu ist, sollte am Festmontag zu später Stunde – so zwischen ein und zwei Uhr morgens – lieber etwas Abstand zu den neuen Offizieren der Sebastianer halten. „Da sind Unmengen Wasser im Spiel“, weiß Oberst Hans-Georg Dröge. Er selbst hat die Offizierstaufe bereits zwei Mal am eigenen Leib erlebt – als Leutnant und Major. In diesem Jahr wird es sie wohl zum dritten Mal mitmachen, ist er doch 2019 zum neuen Oberst der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Geseke gewählt worden.

Das Prozedere findet alle drei Jahre statt, also einmal pro Wahlperiode. Wegen Corona ist es in diesem Jahr natürlich etwas anders, so dass wohl auch mehr Offiziere zu taufen sein dürften. Zuletzt fand die Taufe 2017 statt, 2020 fiel das Fest bekanntermaßen aus.

„Jeder, der ein neues Amt bekleidet, wird getauft“, so Dröge. Wenn es „Wasser marsch“ heißt, bleibt bei den Täuflingen nichts mehr trocken, sie werden eimerweise mit Wasser übergossen. Ein bisschen Gnade hat die Bruderschaft aber mit ihren neuen Amtsträgern: „Der Frack wird geschont und darf ausgezogen werden.“ Auch Kardinal Reinhard Marx wurde bereits auf diese Weise getauft.

„Danach ist alles nass. Die gehen meistens direkt nach Hause“, erinnert sich Dröge. Oft sprichwörtlich, ein Taxi kriegt man derartig wassertriefend in der Regel und verständlicherweise nicht, so der Oberst. Früher fand die Taufe in der Sektbar statt, die dann unter Wasser stand. Heute wird „möglichst in der Nähe eines Abflusses“ getauft – mit der neuen Theke wohl kein Problem mehr.

Tisch zum Rutschen mitgenommen

Organisiert wird das Ganze von der Fahne – die das Prozedere auch aus der Taufe gehoben hat, weiß Dröge. „Ursprünglich war das nur für die Mitglieder der Fahne, das ist dann immer größer geworden.“

Aber wie und wann hat der Brauch angefangen? Oberst Dröge hat bei den Schützenbrüdern nachgefragt und konnte die Spur bis ins Jahr 1986 zurückverfolgen. „Damals hat die Fahnentruppe dienstagsmorgens einen Tisch mitgenommen von der Schützenfesthalle zum Geseker Teich“, erklärt Dröge. Aber nicht etwa, um weiter daran zu sitzen, sondern um den Tisch als Rutsche umzufunktionieren und damit in den Teich zu rutschen.

In den folgenden Jahren wurde dann nicht mehr zum Teich gelaufen, sondern das nass-fröhliche Konzept in die Schützenhalle verlegt. Dort erfreute es sich mit den Jahren immer größerer Beliebtheit unter den Schützenbrüdern. Heute ist die Offizierstaufe ein fester Bestandteil des Festes.

++++Kardinal Marx wohl wieder beim Schützenfest dabei++++

Kardinal Reinhard Marx ist ein gern gesehener Gast beim Schützenfest der Sebastianer. Auch in diesem Jahr wird er wohl am Sonntag und Montag dabei sein, sagt Oberst Hans-Georg Dröge. Los geht das Hochfest indes schon am Freitag, 1. Juli, um 15.30 Uhr mit dem Aufsetzen des Vogels und dem Abmarsch der Zapfenstreichabordnung. Um 20.15 Uhr werden Jubilare für 50-, 60-, 65-, 70- und 75-jährige Mitgliedschaft geehrt.

Am Samstag geht es früh los: Um 6.30 Uhr treten die Hofen in ihren Standquartieren an, um 6.45 wird zum neuen Marktplatz abmarschiert. Dort wird es Ehrungen und Auszeichnungen geben, bevor um 8.15 Uhr die Schützenmesse in der St.-Petri-Kirche beginnt. Von hier aus geht es weiter zum Ehrenmal und dem Parademarsch auf dem Rennenkamp. Ab etwa 11.15 Uhr treffen die Schützen auf dem Schützenplatz ein (es wird geböllert und könnte laut werden), wo sich das Schützenfrühstück anschließt. Es folgt gegen Mittag das Vogelschießen. Um 18 Uhr wird angetreten zu Proklamation und „Wackelzug“.

Der Sonntag beginnt mit einem musikalischen Frühshoppen (nach dem Hochamt) im Park Thoholte ab 11 Uhr, um 14.30 Uhr treten die Hofen an, um zum Marktplatz abzumarschieren, wo erneut Ehrungen stattfinden und es einen Parademarsch über die Bachstraße gibt. Die Feier am Abend beginnt mit der „Großen Polonaise“ um 18 Uhr. Am Montag, 4. Juli, treten die Hofen um 14.30 Uhr an. Vom Marktplatz aus geht‘s mit Defilee und Parademarsch auf der Mühlenstraße weiter. Der Tanz wird ab 19.30 Uhr eröffnet.

Nass bis auf die Unterhose werden die neuen Offiziere bei ihrer Taufe.

Direkt mehrere Eimer werden den Schützen zu später Stunde über den Kopf gekippt.

Oberst Hans-Georg Dröge.